: „Du arme, kleine Negerfrau“
Junge Afrodeutsche beschuldigt Rahlstedter Polizisten, sie geschlagen und beleidigt zu haben. Interne Ermittlungen eingeleitet ■ Von Elke Spanner
Der Schritt vom Schwarzfahren zur Drogendealerei scheint für manche Hamburger Polizisten nur ein kleiner zu sein. BeamtInnen der Revierwache in Rahlstedt wollten die Handtasche der 17jährigen Asha H. „nach Drogen“ durchsuchen, nachdem Kontrolleure des Hamburger Verkehrsverbundes sie beim Busfahren ohne Fahrschein ertappt hatten.
Mittlerweile ist der Fall bei der „Dienststelle für interne Ermittlungen (DIE)“ der Polizei aktenkundig. Denn die Polizisten hätten sich die Tasche mittels einer Ohrfeige verschafft, so Asha H. in einer eidesstattlichen Versicherung, die der taz hamburg vorliegt. Anschließend hätten sie die junge Afrodeutsche mit einer rassistischen Beleidigung belegt und wieder laufenlassen. Sie hat Strafanzeige erstattet.
Asha H. saß am vorigen Freitag im Bus nach Rahlstedt, als Kontrolleure sie beim Schwarzfahren erwischten. Zunächst versuchte sie noch, sich mit einem falschen Namen aus der Affäre zu ziehen, fand sich gerade deshalb aber kurz danach auf dem Polizeirevier an der Scharbeutzer Straße wieder. Dort, so Asha H., sollte sie ihre Handtasche öffnen und den Polizeibeamten übergeben. „Ich hatte nur vergessen, einen Fahrschein zu lösen“, sagt sie, „dafür brauchen die doch nicht meine Privatsachen zu durchwühlen.“ Das habe sie auch den Polizisten gesagt, worauf diese handgreiflich geworden seien.
Zwei Beamte hätten versucht, ihr die Tasche zu entreißen. Schließlich sei ein Dritter hinzugeeilt, habe mit den Worten „Jetzt reicht es“ das Büro betreten und ihr eine Ohrfeige verpaßt. Die Handtasche hätten die Beamten dann durchsucht. Anschließend mußte sich die hochschwangere Frau noch von einer Polizistin am ganzen Körper abtasten lassen.
Als das Prozedere endlich beendet war, faßte Asha H. noch einmal Mut und beschwerte sich bei einem der Polizisten über die Schläge. Der jedoch habe nur scheinheilig gefragt: „Wer wurde denn hier geschlagen?“ Dann habe er gehöhnt: „Du arme kleine Negerfrau, stell' dich doch vor die Tür und schrei' es in die Welt hinaus. Das interessiert doch sowieso keinen.“
Heute ist Asha H. zur Vernehmung bei der Dienststelle Interne Ermittlungen. Ob auch die Polizisten schon eine Vorladung zur Vernehmung bekommen haben, wollte DIE-Leiter Thorsten Mehles gegenüber der taz hamburg nicht sagen: „Über laufende Ermittlungsverfahren können wir keine Auskünfte geben.“ Auch, wieso die Rahlstedter Polizisten bei Schwarzfahrern die Privatsachen durchsuchen, bleibt vorerst ihr Geheimnis. „Unter Umständen“, so Mehles, „lassen sich auch daraus strafrechtliche Vorwürfe gegen die Beamten ableiten.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen