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Schröder bei Blair: Soziales Trampolin statt europäisches Dreieck

■ Bundeskanzler verkündet deutsch-britische Arbeitsgruppe auf Ministerebene für seine „Politik der Mitte“

London/Berlin (AFP/taz) – Gerhard Schröder und Tony Blair haben gestern in London Gemeinsamkeiten betont, zu konkreten gemeinsamen Schritten aber nur Absichtserklärungen abgegeben. Bei seinem ersten Besuch in Großbritannien seit seinem Amtsantritt sagte der Bundeskanzler, die beiden Regierungen würden eine gemeinsame Arbeitsgruppe auf Ministerebene einrichten, um gemeinsame Standpunkte für eine Politik der Mitte zu erarbeiten. In seiner Rede vor dem britischen Unternehmerverband CBI, die er gestern abend in Birmingham hielt, präzisierte Schröder, Kanzleramtsminister Bodo Hombach und der britische Industrieminister Peter Mandelson würden diese Arbeitsgruppe leiten.

Von britischer Seite war zuvor der Wunsch nach einer engeren britisch-deutschen Zusammenarbeit geäußert worden. Blair hatte in einem Artikel für die Welt am Sonntag gesagt, die Beziehungen zwischen beiden Ländern seien „nie enger“ gewesen: „Was der Bundeskanzler die neue Mitte nennt und was ich als den dritten Weg bezeichnet habe, ist eine modernisierte Sozialdemokratie.“ Blair sagte gestern auf seiner gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundeskanzler in London: „Schröder teilt in sehr vielen Fragen Philosophie und Handlungsweisen unserer Regierung.“

Vor dem britischen Unternehmerverband lobte Schröder gestern abend Großbritannien, das „große und erfolgreiche Schritte bei der Bewältigung des Strukturwandels gemacht“ habe. Jetzt solle man auch in Deutschland aus dem sozialen Netz „ein Trampolin machen“, das die Menschen „so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt zurückfedert“.

Zu weit will der Bundeskanzler bei seinen Gemeinsamkeiten mit Blair aber offenbar nicht gehen. Bei der Pressekonferenz antwortete er auf die Frage eines Journalisten, ob dies der erste Tag des neuen europäischen „Dreiecks“ zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei, mit dem Satz: „Wir denken nicht in geometrischen Figuren.“

Der britische Finanzminister Gordon Brown kündigte gestern ein Programm zur Vorbereitung britischer Unternehmen auf eine künftige Einführung des Euro in Großbritannien an. D.J.

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