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■ QuerspalteEin Herz für Millionäre

Die Frage ist bedeutungsvoll, und ihre Beantwortung erfordert eine sachliche Prüfung: Ist „Satisfaction“ der schlechteste Song aller Zeiten, oder hat „Everlasting Friends“ aus dem TV-Spot der Holsten-Brauerei dem alten Gassenhauer den Rang abgelaufen? Doch wie soll man objektiv urteilen, wenn währenddessen die Firma Rolling Stones mal wieder eine grandiose Geschäftsidee in die Welt hinausposaunt?

Im kommenden Frühjahr will „die härteste Rockband der Welt“ (Hamburger Abendblatt) in den USA zu einer ganz besonderen Tournee starten. Die morschknochigen Mucker möchten ausnahmsweise mal nicht in Riesenstadien auftreten, sondern in „kleinen Arenen“. Damit sich die Maloche auch lohnt, müssen die Stones-Gläubigen 500 Mark pro Karte berappen, ungefähr fünfmal soviel wie für eine herkömmliche Live-Dienstleistung der Stars. Das Motto der Gastspielreise: „Millionäre spielen für Millionäre.“

50 Millionen Mark soll der Spaß einbringen, aber was damit geschieht, ist noch ungewiß. Wenn allein Reiche diese Summe aufbringen, wäre es dann nicht eine große Geste, den Reichen zumindest einen Teil davon zurückzugeben, vielleicht einigen armen Millionären eine Freude zu machen? So könnten manche Reichenghettos neue Sicherheitszäune gebrauchen. Außerdem soll das Niveau des Hauspersonals in den USA besorgniserregend gesunken sein. Vielleicht könnten die Rolling Stones von dem Geld, das sie den Reichen abgeknöpft haben, ja eine Eliteschule einrichten.

Während das Projekt „Millionäre spielen für Millionäre“ angekündigt wurde, hat Mick Jagger der französischen Zeitung Libération erklärt, warum er selbst reich geworden ist. „Ich glaube, ich habe genetisch Glück gehabt“, zitiert ihn eine deutsche Presseagentur. „Ich bin ein genetischer Glückspilz“, dechiffriert eine andere. Wie auch immer, der Jagger scheint auf seine ganz alten Tage noch zum Biologisten zu werden. Es hilft alles nichts: „Satisfaction“ bleibt der schlechteste Song aller Zeiten. René Martens

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