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Schwimmsporthalle schwimmen die Betreiber weg

■ Der neuen Schwimmsporthalle an der Landsberger Allee droht ein Betreibernotstand, falls das SEZ vom Senat an „blub“-Chef Frisch vergeben wird. Bäderbetriebe wollen aussteigen

Die vom Senat angekündigte Entscheidung zur Privatisierung des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) wird auch für die neue Mega-Schwimmsporthalle an der Landsberger Allee Konsequenzen haben. Weil das SEZ an den Betreiber des Spaßbades „blub“ gehen soll, wollen die Bäderbetriebe aus der geplanten Pacht des neuen Sportbades aussteigen. Ihr Interesse ist, beide Schwimmanlagen zu managen.

Das letzte noch im Bau befindliche Relikt der gescheiterten Olympiabewerbung Berlins soll Ende kommenden Jahres fertiggestellt sein. Die Schwimmsportarena enthält ein 50 Meter langes Wettkampfschwimmbecken, ein ebenso großes Becken für den normalen Badebetrieb sowie einem zehn Meter hohen Doppelturm am Sprungbecken ausgestattet. Die Übernahme der 270 Millionen Mark teuren, als Schul-und Wettkampfsportstätte konzipierten Schwimmsporthalle ist aus privatwirtschaftlicher Sicht wenig lukrativ. Stadtbekannte Hallenbetreiber wie die VELOMAX (Schwenkow, Gegenbauer, Otremba und Hauert) oder auch die OSB-Sportstättenbauten GmbH haben kein Interesse, sich das Prestigeobjekt an Land zu ziehen.

Offen Zuneigung zur Pacht der Schwimmsporthalle haben bislang die Berliner Bäderbetriebe (BBB) bekundet. Doch die müssen derzeit straff kalkulieren. Nicht nur wegen des lausigen Sommers, sondern angesichts der Zuschußkürzungen um 37 Millionen Mark bis 1999 und mit Blick auf das neue Bäderanstaltsgesetz rechnet sich, wie Vorstandssprecher Hans-Joachim Munte betonte, die Übernahme der Schwimmsporthalle nur, wenn gleichzeitig auch Berlins größtes Sport- und Freizeitzentrum, das Sport- und Erholungszentrum (SEZ), als Spaßbad von der BBB betrieben werden kann.

Im SEZ wollten die Bäderbetriebe bei laufendem Betrieb 45 Millionen Mark für Modernisierungen investieren, das Land Berlin sollte jeweils zehn Millionen Mark in den ersten beiden Jahren zuschießen. Die Zukunft des Bades stellt sich nun als offen dar, weil seitens des Senats andere Pläne laut geworden waren. Nach sieben Jahren Investorensuche soll der Betreiber des Neuköllner Spaß- und Erlebnisbades „blub“, Harald Frisch, den Zuschlag für die Übernahme des SEZ erhalten. Die Anlage wird in Erbbaupacht übertragen, bis zum Jahr 2003 wird die Dr. Frisch Consult eine symbolische Pacht von jährlich einer Mark zahlen. In den Jahren 2004 bis 2013 würden Pachten von 500.000 bis zu einer Million Mark fällig. Frisch will 60 Millionen Mark investieren, für den kompletten Um- und Ausbau das Areal neun Monate stillegen. Der Saunabereich soll größer werden, ein Neubau für Tennis, Squash und Federball ist geplant, darüber hinaus ein großes Sommerbad. Im Schwimmbad würden erwachsene Besucher künftig 13 statt zehn Mark Eintritt für zwei Stunden bezahlen müssen.

Noch sei in Sachen SEZ nichts entschieden, gibt sich BBB-Sprecher Munte zuversichtlich. Bereits 1994 hatte das Abgeordnetenhaus gegen die Dr. Frisch Consult gestimmt.

Fällt nun jedoch eine Entscheidung für den „blub“-Chef, räumt Munte ein, werden auch die Bäderbetriebe die Schwimmhalle an der Landsberger Allee nicht mehr unter den bisherigen Maßgaben betreiben können. „Wir müßten, um wirtschaftlich zu arbeiten, den kommerziellen Bereich deutlich ausbauen und in Konkurrenz zum SEZ treten.“ Unterm Strich hieße das für Berlin: noch mehr Spaßbad, noch weniger Möglichkeiten für den kostenfreien Schul- und Vereinssport. Kathi Seefeld

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