: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Alas de Mariposa Spanien 1991, R: Juanma Bajo Ulloa / Originalfasung ohne Untertitel
„Ami ist ein besonders sensibles und introvertiertes Mädchen von sechs Jahren. Ihre Mutter ist von der Idee besessen, ihrem Mann einen Sohn zu schenken. Als endlich ein Junge geboren wird, verschlechtert sich die Beziehung von Mutter und Tochter von Tag zu Tag. Um dem Alptraum zu entkommen, begeht Ami eine Verzweiflungstat, für die die Mutter sie ewig büßen läßt.“ (Kommiunalkino) Kino 46
Antz USA 1998, R: Eric Darnell, Tim Johnson
„Die titelgebenden emsigen Ameisen in diesem digitalen Animationsfilm werden von Schauspielergrößen wie Woody Allen, Sharon Stone oder Gene Hackman gesprochen. Selbst die eigentlich recht grausigen Kauwerkzeuge der Sechsbeiner wichen den Gesichtszügen und Persönlichkeiten einiger Stars (in der deutschen Fassung sind die Stimmen der jeweiligen Synchronsprecher zu hören). Die Arbeiter-Ameise Z-4195 sehnt sich nach Individualität im durchorganisierten Ameisenstaat und nach der Liebe der Prinzessin Bala. Sein Freund ist der treue Ameisenmuskelprotz Weaver, sein Feind der totalitäre General Mandible. Rasant, spannend, liebeswert und intelligent. Mainstream, der zufrieden macht, ohne zu unterfordern.“ (tip) CinemaxX, UFA-Palast, UT-Kinocenter, Passage (Del)
B
Bando und der goldene Fußball Frankreich/Guinea 1993, R: Cheik Doukoure, D: Aboubacar Soumah
„Cheik Doukoure beschreibt in seinem Film den Traum vieler junger Afrikaner: als Fußballstar dem Elend des Armenviertels zu entfliehen. Dabei verfällt er nicht in die üblichen „Dritte Welt“-Sentimentalitäten. Statt gängiger Klischees vom Leben in Afrika zu verbreiten, setzt er auf naturalistische Darstellungen und erzählt sehr humorvoll die spannende Geschichte von einem kleinen Jungen, dessen sehnlichster Kinderwunsch in Erfüllung eght.“ (hip) Kino 46
Das blaue Exil Türkei 1993, R: Erden Kiral / Originalfassung mit Untertiteln
„Im Jahr 1925 wird der Schriftsteller Cevat Sakir wegen eines pazifistischen Artikels zu drei Jahren Exil verurteilt. In Begleitung von Gendarmen begibt er sich auf die lange Reise durch das vom Krieg gezeichnete Anatolien. Die mit einer Wandertruppe umherreisende Schauspielerin Marie reißt ihn aus seiner Lethargie, und als er endlich in Bodrum ankommt, ist er offen für die Schönheiten der Natur und für ein neues Leben. (Pressetext Mittelmeerkulturtage) Cinema
Bremen Historie 1871-1945 Bremen 1998, R: Ulrich Scholz
In der ersten halben Stunde sind Handel und Wandel allzusehr im Vordergrund des Films: Wer wann wo was produziert, exportiert, importiert oder verkauft hat, ist ein recht dröger Lehrstoff. Die Bilder von Hafenanlagen an der Schlachte, von Fachwerk-Speichern oder den dichtumdrängten Marktständen auf dem Marktplatz sind zwar echte Fundstücke, verblassen aber fast angesichts der monoton gelehrt dahinredenden Erzählerstimme. In der zweiten Hälfte der Filmchronik gibt es zum Glück auch Bilder vom Alltag in der Stadt, von Künstlern, dem Verkehrsgewimmel auf der Brillkreuzung usw. Dieser Film wird als Kauf-Videocassette vermarktet, und er soll das ideale Weihnachtsgeschenk für alteingesessene Bremer Eltern sein.“ (hip) Schauburg
C
Comedian Harmonists Deutschland 1997, R: Joseph Vilsmaier, D: Ben Becker, Ulrich Noetken, Kai Wiesinger
Diese posthume Erfolgsgeschichte mußte natürlich auf der großen Leinwand enden, und der große Gefühlsbademeister Vilsmaier ist wohl auch der richtige Mann dafür. Man könnte sich zwar auch eine schön böse Tragikomödie von Helmut Dietl vorstellen, die dem raffinierten Witz ihrer Lieder sicher näherkäme, aber bei Künstlerbiographien mit solchen Pflichtzutaten wie „Aufstieg und Fall“, den Greatest hits und Schauspielern, die den Originalen möglichst ähnlich sehen, stört zuviel Originalität nur. Nur die Diskrepanz zwischen dem eher schwerfälligen Film und der leichtfüßigen Musik der Comedian Harmonists irritiert etwas: dies ist der kleine grüne Kaktus in Cinemascope. (hip) Europa
D
Dance of the Wind Deutschland/Großbritannien/Indien 1997, R: Rajan Khosa, D: Kitu Gidwani
„Nimm dein Schicksal nicht in die eigene Hand, sondern ergib dich ihm, dann wird alles gut.- In diese zweifelhafte Botschaft mündet der mit vielen internationalen Fördergeldern produzierte indische Film „Dance of The wind“. Geboten wird ein westlichen Sehgewohnheiten gefälliger Mix aus Esoterikschmalz, Kunstbombast und Glaubensklischees: Sängerin Pallavi verliert mit dem Tod der berühmten singenden Mama die Stimme und damit das Vertrauen in sich selbst.“ (Zitty) Cinema
Dr. Dolittle USA 1998, R: Betty Thomas, D: Eddie Murphy, Oliver Platt
„Wie schon in „The Nutty Professor“ wird Eddie Murphy hier wieder von den Special Effects an die Wand gespielt. Die versammelte Tierwelt bewegt in „Dr. Dolittle“ mindestens genauso synchron die Lippen wie die Viecher in „Ein Schweinchen namens Babe“. Aber ich sehnte mich im Laufe das Films immer mehr nach der Unschuld von „Babe“ oder des original Dolittle-Films von 1967. Hier sind die Gags extrem rüde und basieren fast ausschließlich auf Körperausscheidungen und Fürzen. Ich weiß, daß mein 7jähriger Sohn all das lieben wird, denn der Film ist ausschließlich für ein infantiles Publikum gemacht: Er ist „Junk Cinema“! (Christopher Tookey) UFA-Palast, UT-Kinocenter, CinemaxX, Wallkino (Ol)
E
Ein perfekter Mord USA 1998, R: Andrew Davis, D: Michael Douglas, Gwyneth Paltrow
„Ein perfekter Plan: Der Hitchcock-Klassiker wird hinterrücks zur Strecke gebracht und durch ein Remake ersetzt. Darin darf Gwyneth Paltrow die aktuelle Wintermode präsentieren und Michael Douglas fiese-kalt gucken. Aber etwas läuft schief: Hitchcocks Film ist gar nicht tot, das Vorbild rächt sich – und das Remake entpuppt sich als seelenloser Abklatsch.“ (Der Spiegel) CinemamxX, UT-Kino
Ein Zirkus für Sarah Dänemark 1995, R: Claus Bjerre, D: Sara Modegaard Mien, Robert Hansen
„Kinderfilm über die Abenteuer eines Mädchens, das einen Zirkus für seine Freunde mit einem sprechenden Papagei und einem Esel eröffnet, sich aber mit einem hinterlistigen Bauspekulanten herumärgern muß, der seinen Zirkus-Saal, ein altes Feuerwehrhaus, abreißen lassen will. UFA-Palast
Ein Zwilling kommt selten allein USA 1998, R: Nancy Meyers, D: Lindsay Lohan, Dennis Quaid, Natasha Richardson
„Zwillige, seit der Geburt getrennt, führen mit einem pfiffigen Plan die geschiedenen Eltern wieder zusammen: Die Story sehen wir jetzt zum vierten Mal im Kino. Für die erste Verfilmung seines Romans „Das doppelte Lottchen“ schrieb Erich Kästner 1950 noch selbst das Drehbuch, 1961 kam Disney, 1993 Joseph Vilsmeyer, jetzt nochmal Disney. Schlechter geworden ist die Story nicht, sie hat Witz, Tempo und einen erfreulich niedrigen Süßstoff-Gehalt, Dennis Quaid und Natasha Richardson sammeln als Elternpaar Sympathiepunkte.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinos, CinemaxX, Wall-Kino (Ol)
Der Eisbär Deutschland 1998, R: Til Schweiger, Granz Henman, D: Till Schweiger, Karina Krawczyk
„Man kann's ihm nicht mal verübeln: Til Schweiger ist wohl ein so großer Fan von Quentin Tarantino, daß er für sein Regiedebüt alles haben wollte, was auch Mr. T. hatte: coole Killer, Dialoge über Fast Food und Sex sowie Schußwechsel, bei denen man die Übersicht verliert. Das Ergebnis ist eine allzu läppische und statische, aber bisweilen recht elegant aus Versatzstücken anderer Filme zusammengestoppelte Krimikomödie. Patchwork à la Quentin.“ (TV-Spielfilm) Cinemaxx, UFA-Palast, Gloria (Del), Wallkinos (Ol)
Elisabeth Großbritannien 1998, R: Shekhar Kapur, D: Cate Blanchett, Christopher Eccleston, Geoffrey Rush, Fanny Ardant
In England wetzen die Besserwisser schon die Messer, um dem Regisseur Shekhar Kapur all die historischen Fehler seines Films über die „jungfräuliche Königin“ Elisabeth I vorzuhalten. Dabei hatten die Produzenten ihn ja gerade darum engagiert, weil er als Inder nicht den Bildungsballast mit sich herumschleppte, der einen britischen Regisseur niedergedrückt hätte. „Sie wollten einen ignoranten und chaotischen Regisseur“, so Kapur souverän kokett in Venedig. Und der hat ihnen nun ein wundersames Stück Kino hingesetzt: Spannend wie ein Thriller, grandios ausgestattet und mit einer feinen Balance zwischen blutigen Hofintrigen und dem psychologisch tiefen Portrait einer Frau, die dazu gezwungen wird, Macht auszuüben, und dafür ihre Identität und ihr Glück opfern muß. Cate Blanchett verkörpert die Königin wunderbar intensiv und vielschichtig: zugleich dünnhäutig, energiegeladen und später eiskalt. Dies ist alles andere als ein Kostümschinken. (hip) Europa ,Casablanca (Ol) / Originalfassung ohne Untertitel im Atelier
Erklärt Pereira Italien/Frankreich 1995, R: Roberto Faenza, D: Marcello Mastroianni
„Lissabon unter der Salazar-Diktatur Ende der dreißiger Jahre: Der Kulturredakteur Pereira ist der bürgerlich-unpolitische Intellektuelle schlechthin, doch die Begegnung mit einem jungen Regimefeind läßt ihn zum Widerstandskämpfer werden. Aus dem berühmten Buch von Antonio Tabucchi ist ein allzu literarisch-betulicher Film geworden, den jedoch Marcello Mastroianni in seiner vorletzten Rolle mit wärmender Melancholie erfüllt.“ (Der Spiegel) Europa
F
Fear and Loathing in Las Vegas USA 1998, R: Terry Gilliam, D: Johnny Depp, Benicio Del Ricci
„In der vollen Lobby eines Hotels in Las Vegas verzieht sich das Gesicht einer Frau – ihre Gesichtzüge zerfließen wie auf einer Clownsmaske. Während die Kamera durch den plüschigen, wenig beleuchteten Raum schwenkt, der mit hartgesottenen Touristen gefüllt ist, verwandeln diese sich plötzlich in eine böswillige Versammlung von Eidechsen, die mit ihren lippenlosen Mündern schmatzen und verschwörerische Blick werfen. Diese Szene, eines von den vielen grotesken Tableaus in „Fear and Loathing in Las Vegas“, Hunter S. Thompsons brillanter, geifernder Explosion von verbaler Psychedelia wurde von Terry Williams mit einer Werktreue zu der halluzinatorischen Bilderwelt des Autors verfilmt, die man bisher für unmöglich hielt. Aber hier ist es alles mit seinem herrlichen Vergnügunspark-Horror: die größte sinnliche Annäherung an einen LSD-Trip, die je in einem Mainstram-Film erreicht wurde.“ (New York Times) Apollo, City
G
Girl's Night Großbritannien 1997, R: Nick Huran, D: Brenda Blethyn, Julie Waters, Kris Kristofferson
„Dawn und Jackie sind Working-Class-Britinnen de Luxe. Ihr Alltag besteht aus nervtötender Ehe, Julio Eglesias und Fabrikarbeit. Als Dawn 100000 Pfund beim Bingo gewinnt und wenig später erfährt, daß sie unheilbar an Krebs erkrankt ist, fliegen die beiden spontan nach Las Vegas. Die britischen Provinzlerinnen erleben im amerikanischen Spielerparadies ihre letzten gemeinsamen Tage und machen Bekanntschaft mit Kris Kristofferson als alterndem Rodeoreiter auf Brautschau. Wurstbeinig-zärtliches Working-Class-Drama.“ (tip) City, Casablanca (Ol)
H
Halloween H 20 USA 1998, R: Steve Miner, D: Jamie Lee Curtis, Adam Arkin, LL Cool J
„Happy Birthday, Horror! Vor genau 20 Jahren durfte Jamie Lee Curtis im ersten „Halloween“- Film schreien, was ihre Lungen hergaben (und das war allerhand), und sicherte sich damit den Ehrentitel der ersten und bis heute unerreichten „Scream Queen“. Weil das Genre derzeit wieder Zuschauer lockt, mußte eine Fortsetzung des Kreisch-Klassikers her. Jamie Lee ist älter und reifer und spielt eine erfolgreiche, wenn gleich flattrige Alkoholikerin mit einem Teenager-Sohn, die nur darauf wartet, daß ihr durchgeknallter Killer-Bruder Michael zu Halloween wieder vor der Tür steht. Tut er dann auch. Regisseur Steve Miner richtet das obligatorische Blutbad effizient und mit viel Sinn für die Traditionen an, und Miss Curtis darf beweisen, daß sie noch genauso laut schreien kann wie eh und je.“ (Der Spiegel) UT-Kinos, CinemaxX, Wall-Kinos (Ol)
Hamam - Das türkische Bad Italien/Türkei/Spanien 1997, R: Ferzan Ozpetek, D: Alessandro Gasman, Francesca D'Aloja
„Ein römischer Architekt erbt von seiner Tante einen Hamam, ein türkisches Bad, und fährt, um ihn zu verkaufen, nach Istanbul. Angezogen von Stimmung und Menschen, bleibt er und restauriert den Haman. Seine Frau reist ihm nach und findet ihren Mann verändert vor. Das Erstlingswerk eines italienisch-türkischen Regisseurs weist zwar formale Mängel auf und endet klischeehaft tragisch. Doch erzählt es atmosphärisch dicht von einer Selbstfindung dank Sinnlichkeit und kreativer Langsamkeit orientalischer Lebensweise.“ (Zoom) Cinema
Hercules USA 1997, R: Ron Clemens
„Dies ist nach dem eher ernsthaften „Glöckner von Notre Dame“ eine Rückkehr zum süßlich-komischen Stil von „Die kleine Meerjungfrau“ und „Aladin“. Es ist natürlich völlig anders als alles, woran wir uns aus der alten Heldensage erinnern: Sehr amerikanisch, laut und vulgär, aber halt auch ein großer Spaß.“ (Christopher Tookey) Gondel
Herbstgeschichte Frankreich 1998, R: Eric Rohmer, D: Béatrice Romand, Marie Rivière
„Conte d'automne“ ist ein eleganter, weiser Abschluß des Jahreszeitenzyklus von Eric Rohmer. Eine während der Weinlese spielende Herbstkomödie über die Irrungen und Wirrungen von Frauen, die um die vierzig sind, also den Herbst ihres Liebeslebens erleben, und sich dabei genauso töricht und sympathisch anstellen wie die schöne 18jährige, die hier von der Kamera zugleich so geliebt und in ihrer schnippischen Eitelkeit vorgeführt wird, wie es nur Rohmer inszenieren kann. (hip) City
The Horse Whisperer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas / Orignalfassung ohne Untertitel
Originalfassung und -titel von „Der Pferdeflüsterer“. Kurzkritik siehe dort. UFA-Palast
J
Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann.“ (Der Spiegel) Cinema
K
Kalle Blomquist – sein neuer Fall Schweden 1997, R: Göran Carmbeck, D: Malte Forsberg, Josefin Arling
„Drei Kinder werden in die Entführung eines Professors und seines Sohnes verwickelt. Gemeinsam gelingt es ihnen, den Plan der Kidnapper zu vereiteln und sie der Polizei auszuliefern. Neuverfilmung eines Jugendkrimis von Astrid Lindgren um ihren jungen Meisterdetektiv Kalle, die in ihrem Patriotismus leicht angestaubt wirkt. Doch die jungen Darsteller vermitteln in ihrem lebendigen Spiel überzeugend ein von Rollenklischees fast freies Bild jugendlicher Freundschaft.“ (Zoom) Schauburg
Knight Moves Deutschland/USA 1991, R: Carl Schenkel, D: Christopher Lambert, Diane Lane, Tom Skerritt / Originalfassung ohne Untertitel
„Ein Schach-Meister wird während eines Turniers mit einem Mörder konfrontiert, der ihm ein Spiel ganz anderer Art aufzwingt, in dessen Verlauf er selbst in Tatverdacht gerät. Schnörkellos inszenierter, spannender Thriller, dem man einige Ungereimtheiten nachsieht.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46
Kurz & schmerzlos Deutschland 1998, R: Fatih Akin, D: Mehmet Kurtulus
„In Fatih Akins furiosem Regiedebüt, einem Krimidrama um Freundschaft, Liebe und Verrat, geht es um einen Türken, einen Serben und einen Griechen – dicke Freunde, zusammen aufgewachsen in einer richtigen „Multi-kulti“-Welt in Hamburg-Altona. Daß die drei Jungdarsteller beim Filmfest in Locarno gemeinsam den „Bronzenen Löwen“ bekamen, ist Beweis dafür, wie gut sie hier sind. Vor allem sind sie aber eines: echt. Solche Typen gibt es wirklich – und nicht nur in Hamburg-Altona.“ (TV-Spielfilm) City
L
Das Leben ist schön Italien 1998, R: Roberto Benigni, D: Roberto Benigni, Nicoletta Braschi
„In seinem vieldiskutierten (und -prämierten) Film spielt Benigni einen lebenslustigen jüdischen Buchhändler, der nach einigen Jahren glücklichen Familienlebens mit seinem vierjährigen Sohn in ein deutsches Vernichtungslager gebracht wird, in das ihm seine junge Frau aus freien Stücken nachfolgt. Der Vater, der sein Kind im Lager verstecken kann, redet diesem ein, das Ganze sei nur ein großangelegtes Spiel, bei dem der Gewinner mit einem richtigen Panzer belohnt werde. Benignis melancholische Clownerien und das vorzügliche Spiel aller Beteiligten machen dieses ebenso bewegende wie burleske Lagermärchen zu einer hintergründigen Tragikomödie.“ (Neue Zürcher Zeitung) Schauburg, City, Europa, Casablanca (Ol)
Lethal Weapon 4 USa 1998, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Danny Glover, Joe Pesci, Rene Russo
„Zu den großen Künsten Hollywoods gehört es, einen Kinohit erfolgreich und spannend fortzusetzten. Meister in diesem Metier sind die Produzenten der Action-Filmreihe „Lethal Weapon“: Bereits zum vierten Mal jagt das Polizisten-Duo Mel Gibson und Danny Glover durch Los Angeles; mittlerweile lieben und zanken sich die beiden wie ein altes Ehepaar, sinnieren über Kinder, Enkel und vor allem darüber, daß sie für ihren Job sowieso viel zu alt seien.“ (Der Spiegel) Filmstudio
Lola rennt Deutschland 1998, R: Tom Tykwer, D: Franka Potente, Moritz Bleibtreu, Joachim Krol
„Selten war ein Filmtitel passender: Der Name von Tom Tykwers neuem Ganovenstück ist Programm. Denn Lola hat ziemlich genau zwanzig Minuten Zeit, ihren Freund Manni davon abzuhalten, mächtig Scheiße zu bauen. 100.000 Mark muß er um zwölf Uhr Gangsterboß Ronnie übergeben, doch Mannie läßt die Plastiktüte mit dem Geld in der U-Bahn liegen. In seiner Verzweiflung will er einen Supermarkt überfallen, aber Lola fleht ihn an zu warten: „Mir fällt doch immer was ein!“ und sie rennt los, quer durch Berlin. Mehr darf man gar nicht verraten, ohne zum Spielverderber zu werden. Eines verrät der Film aber sehr bald: daß Tom Tykwer („Winterschläfer“) zur Zeit einer der innovativsten und mutigsten deutschen Filmemacher ist. Ähnlich wie z.B. ein Oliver Stone nutzt er alle Möglichkeiten des Mediums, mischt Zeichentrick und Handkamera, wilde Schnitte und sogar Polaroids zu einem atemberaubenden Genremix. Die Besetzung ist ein einziger Glücksgriff, die Musik (u.a. von Ex-„Spliff“-er Reinhold Heil) ein Hit.“ (TV-Spielfilm) City
M
Das magische Schwert USA 1998, R: Frederick du Chau
„Das auf der Artussage basierende Zeichentrickmärchen mit feministischm Touch und zielgruppengerechten Songs ist ein harmloser Familienspaß ohne große Überraschungen, der zeichnerisch aber ein wenig enttäuscht. Nett, gediegen, aber nur dann so richtig witzig, wenn ein ständig mit sich selbst streitender Drache mit den Stimmen von Wigald Boning und Olli Dittrich plappert.“ (TV-Spielfilm) Filmstudio
Die Maske des Zorro USA 1998, R: Martin Campbell, D: Antonio Banderas, Anthony Hopkins, Catherine Zeta-Jones
„Nach 20 Jahren kann der mexikanische Freiheitsheld Zorro fliehen und mit seinem Schüler gegen den Ex-Gouverneur kämpfen, der mit gestohlenem, von Sklaven ausgebeutetem Geld Kalifornien kaufen will. Spektakuläre Fechtszenen, opulente Feste, teils pointenreiche Dialoge und ein lustvoll-ironisches Schwelgen im Kitsch bereiten großes Vergnügen an dieser Wiederbelebung des Mantel- und Degen-Genres.“ (Zoom) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wall-Kino (Ol)
Mulan USA 1998, R: Barry Cook, Tony Bancroft
„Mulan ist der seit langem gelungenste Zeichentrickfilm von Disney: schwungvoll, witzig und streckenweise hochdramatisch, auch tragisch, aber nicht sentimental. Die Figuren sind weniger niedlich, mehr menschlich gezeichnet, und so wirken ihre Schicksale wirklich anrührend. Die Orientierung nach Osten hat das Produktionsteam sichtlich beflügelt. Die Chefzeichner mixten ihre moderne Comicstrip-Kunst mit klassischer chinesischer Malerei, was man besonders besonders an den Landschaftsentwürfen sehen kann und bei den großen Schlachtszenen werden gar Erinnerungen an die Epen des jüngst verstorbenen Akira Kurosawa wach. Die Figuren und Kostüme sind asiatischen Vorbildern nachempfunden, Mulans Gesicht etwa entspricht mit zierlichen Zügen und Kirschmund dem chinesischen Schönheitsideal. Sie ist Disneys erste Heldin, die nicht aussieht wie Barbie.“ (Cinema) CinemaxX
N
Nelisita Angola 1983, R: Ruy Duarte, D: Antonio Tyitenda, Ndyanka Liuima / Originalfassung mit Untertiteln
„Nelisita ist einer der ersten abendfüllenden Spielfilme der Volksrepublik Angola. Er basiert auf Motiven eines Volksmärchens vom kühnen und erfindungsreichen Jüngling Nilisita. Die angolanische Filmkunst geht ihre ersten Schritte. Im Unabhängigkeitskampf Angolas geboren und gestählt lebt sie aus und für diesen Kampf: Sie ist alltagsbezogen, publizistisch, agitatorisch. Auch ein scheinbar „zeitloser“ Film wie dieser wird nur dann richtig erfaßt werden, wenn man ihn im zeitgenössischen Kontext dieses Landes sieht.“ (Sputnik 13, Katalog des Moskauer Filmfestivals) Kino 46
O
Ohm Krüger Deutschland 1941, R: Hans Steinhoff, D: Emil Jannings, Werner Hinz
Im Rahmen des Seminars „Film und Propaganda in der NS-Zeit“. „Goebbels wollte, daß dieser Film die deutsche Invasion in Großbritannien propagandistisch vorbereiten würde. Der alte Burenpräsident Krüger erinnert sich im Schweizer Exil an die Zeit der Kämpfe mit den Engländern in Südafika. Diese werden als habgierig, korrupt, wortbrüchig und bestialisch dargestellt.“ (Kommunalkino) Kino 46
Ort der Wahrheit USA 1997, R: Kiefer Sutherland, D: Vincent Gallo, Mykelti Williamson, Kiefer Sutherland
„Der Titel ist irreführend, denn mit der Wahrheit nimmt es keiner so genau in diesem lässigen Gangsterkrimi, dem gelungenen Regiedebüt des Schauspielers Kiefer Sutherland. Gerade aus dem Knast entlassen, will Raymond noch einen großen Coup landen, um dann mit Freundin Addy das Leben zu genießen. Der Überfall, den er mit seinen Ex-Zellengenossen Curtis und dessen Kumpel Marcus plant, geht allerdings dermaßen schief, daß das Quartett fliehen muß und zu diesem Zweck das Wohnmobil von Gordon und Donna – samt Besitzer kappert. Und während Gordon die „andere Seite“ des Gesetzes immer faszinierender findet, wird nicht nur Curtis ungeduldig. Das Krimigenre erfindet Sutherland natürlich nicht neu, aber allein die starke Eingangssequenz ist so hypnotisch-fesselnd, daß man sich diesen Film unbedingt ansehen sollte. Man muß allerdings Vincent Gallo mögen.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast
Out of Sight USA 1998, R: Steven Soderbergh, D: George Clooney, Jennifer Lopez / Originalfassung ohne Untertitel
„Einen feiner geschliffenen Genre-Film, der eigentlich ein Genre-Mix aus romantischer Screwball-Comedy und Thriller ist, wird man so bald wohl nicht mehr zu sehen bekommen.“ (epd-Film) UFA-Palast, engl OF
P
Der Pferdeflüsterer USA 1998, R: Robert Redford, D: Robert Redford, Kristin Scott Thomas
Der Westernmythos hat schon die seltsamsten Verwandlungen durchgemacht – jetzt ist er bei den Frauen gelandet. Robert Redford bildete schon mit Paul Newman zusammen in „Butch Cassidy and Sundance Kid“ solch ein schönes Paar von Outlaws, daß sich diesen Western damals fast genauso viele Zuschauerinnen ansahen wie Männer. Als Tom Booker ist Redford nun ein altgewordener Sundance Kid, der statt des Revolvers nur noch das Lasso schwingt. Als der Pferdeflüsterer versteht er sich so gut auf die Tiere, daß er sie ohne Zwang durch Gesten und in die Ohren geflüsterte Laute zähmen und trainieren kann. Auf dem Umweg über ihr Pferd heilt Booker auch die Seele der 14-jährigen Grace, die bei einem fürchterlichen Reitunfall ein Bein verlor. Ihre Mutter wird durch die Landluft von Montana nicht nur ihren obsessiven Ehrgeiz und New Yorker Zynismus los, sondern verliebt sich natürlich auch in Cowboy Redford. Die Romanvorlage von Nicolas Evans ist bereits ein Bestseller, und einige enthusiasmierte Leserinnen aus meinem Bekanntenkreis warten schon seit Monaten sehnsüchtig auf den Film. Für solch ein Publikum kann der Film gar nicht lang genug sein, aber seltsamerweise stört man sich auch als unvorbelasteter Zuschauer nicht an seinen 159 Minuten. Redford hat ein genaues Gefühl dafür, wie er den Kitsch, der hier natürlich bei jedem Pferdeschnauben droht, im Zaume halten kann. Dies ist ein Taschentuchfilm – keine Frage –, aber der Herzschmerz wird so geschickt, klug und geschmackvoll präsentiert, daß man/frau sich der feuchten Augen nicht zu schämen braucht.“ (hip) Gondel, UT-Kino, Ufa-Palast, CinemaxX, Passage (Del), Ziegelhofkinos (Ol)
R
Die Reise nach Tilsit Deutschland 1939, R: Veit Harlan, D: Kristina Söderbaum, Fritz van Dongen, Anna Damann
Im Rahmen des Seminars „Film und Propaganda in der NS-Zeit“. „Eine junge Polin, dunkelhaarig, tritt verführerisch und zerstörerisch zwischen ein blondes Ehepaar. Der Film entstand in dem Jahr, in dem Deutschland Polen überfiel und damit den II.Weltkrieg auslöste. Die Regie scheint auf melodramatische Unterhaltung zu zielen, der Subtext jedoch arbeitet am Feindbild.“ (Kommunalkino) Kino 46
Die Rothschilds Deutschland 1940, R: Rich Waschneck, D: Carl Kuhlmann, Erich Ponto
Im Rahmen des Seminars „Film und Propaganda in dr NS-Zeit“. „Dieser Film hatte die Aufgabe, die Massenvernichtung der europäischen Juden in den Köpfen des Kinopublikums vorzubereiten und zu legitimieren. Es geht um den Aufstieg der berühmten Finanzdynastie zu Zeiten Napoleons. Die Rothschilds werden als nahezu unmenschliche Schmarotzer und Blutsauger diffamiert, gierig nach Geld und nach der Unschuld arischer Frauen.“ (Kommunalkino) Kino 46
S
SA-Mann Brand Deutschland 1933, R: Veit Harlan, D: Kristina Söderbaum, Frits van Dongen
Im Rahmen des Filmseminars „Film und Propaganda in der NS-Zeit.“ Die letzten Monate der Weimarer Republik: In den Protagonisten der Familie Brand werden politische Positionen repräsentiert. Alle Feindbilder werden aufpoliert: anpasserische Juden entlassen den SA-Mann, Kommunisten veranstalten ein Attentat auf ihn. Ein Hitlerjunge wird umgebracht und stirbt mit dem Namen des „Führers“ auf den Lippen. Ein Film, der dem Zuschauer die neuen Herrschaftsmechanismen einbleut.“ (Kommunalkino) Kino 46
Schachnovelle Deutschland 1960, R: Gerd Oswald, D: Curds Jürgens, Hansjörg Felmy, Mario Adorf
„Das Schicksal eines von der SS in Einzelhaft geistig ausgehungerten Östereichers, nach der Erzählung von Stefan Zweig. Vom Thema her packend, zunächst ein Film von starkem Augenblickseindruck; bei näherem Zusehen nur in Einzelleistungen überzeugend.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46
Small Soldiers USA 1998, R: Joe Dante, D: Gregory Smith, Kirsten Dunst
„Mit seinem jüngsten Film vollzieht Joe Dante die Synthese von „Toy Story“ mit seinen eigenen „Gremlin“-Filmen. Vom Computerchip mit Intelligenz versehene Spielzeugsoldaten werden hier durch sture Pflichterfüllung (die sie friedliebende Spielzeugmonsterchen vernichten läßt) zur ernsthaften Bedrohung für eine ganze Kleinstadt. Da aber trotz einer ganzen Reihe schön böser Einfälle – etwa wenn die Plastic-Soldateska eine Kolonie von Barbiepuppen rekrutiert und sie zu Kanonenfutter umbaut – die familientaugliche Kinomoral weitgehend gewahrt bleibt, wird die punktuell sardonistische Merchandising-Satire selber wieder zum Konsumartikel.“ (Neue Zürcher Zeitung) CinemaxX, UT-Kinocenter, Wallkinos (Ol)
Der Soldat James Ryan USA 1998, R: Steven Spielberg, D: Tom Hanks, Matt Damon
„Steven Spielbergs sowohl nüchterner wie auch großartiger Kriegsfilm gibt dem Genre Leidenschaft und Sinn zurück, und er tut dies mit solch einer sogartigen Kraft, daß er es ganz neu zu erfinden scheint, und dabei blendet er mit der Intensität seiner Imagination. Keine allgemein anerkannten Konventionen – dramaturgisch oder ideologisch –, schwächen diese Leistung ab. Dieser Film sieht einfach so auf den Krieg wie noch keiner vor ihm. Obwohl die Erfahrungen, die er vermittelt, zermürbend sind, ist es der Film selbst nie. Wie vorher in „Schindlers Liste“ nutzt Spielberg hier seine außergewöhnlichen Talente als Geschichtenerzähler, um das Unvorstellbare zu personalisieren, indem er Charaktere schafft, mit denen man sofort Mitgefühl entwickelt, und indem er das Publikum vom ersten Moment an in Spannung hält. Obwohl der Film mit wuchtigen, unglaublich vitalen Schlachtszenen beginnt und endet, und zahlreiche Tragödien voller Gewalt beinhaltet, wirkt seine Vision des Krieges nie betäubend. Wie die Soldaten werden auch die Zuschauer von jeder neuen Krise wieder frisch überrascht und mitgerissen, und es bleibt ihnen nie Zeit, um sich zu erholen. „Saving Private Ryan“ stellt, anders als all die Filme über den Vietnamkrieg, nie die moralische Notwendigkeit des Kampfes dieser Soldaten in Frage. Mit einer wundervollen, alles beinhaltenden Vision zeigt er heroischen Patriotismus, äußerste Feigheit und alle Abstufungen dazwischen. “ (The New York Times) CinemaxX, UT-Kino, Passage (Del), Wallkinos (Ol), Lindenhof-Lichtspiele
Solo für Klarinette Deutschland 1998, R: Nico Hoffmann, D: Götz George, Corinna Harfouch, Barbara Auer
„Kommissar Bernie Kominka (von Götz George ohne Anklänge an Schimanski gespielt) ist ein eifriger, aber auch ein verzweifelter Polizist, der lieber osteuropäische Prostituierte festnimmt, als sich zu Hause seinem aggressiven Sohn und seiner Ehemisere zu stellen. Vor allem aber ist er müde, ausgelaugt von 651 Morden in 21 Berufsjahren, wie er mit matter Stime aus dem Off erzählt. „Solo für Klarinette“ ist bemerkenswert stilsicher, ein Thriller, bei dem nie die deutsche Komödie um die Ecke lugt. Die Farben sind konsequent reduziert. Berlin ist unwirtlich blau-grün. Brennende Mülltonnen allerdings findet man heutzutage wahrscheinlich nicht einmal mehr in der Bronx.“ (epd-film) CinemaxX, Ziegelhofkinos (Ol)
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Tango Spanien 1997, R: Carlos Saura, D: Miguel Angel Sola, Cecilia Narova
„Um Tanz und Leidenschaft geht es bei Carlos Saura (“Carmen) nicht zum ersten Mal: Hier spielt sich die Geschichte von Liebe und Eifersucht in einem Film-im-Film-Drama ab. Tolle Tänzer, Musik von Lalo Schifrin.“ (TV-Spielfilm) Atlantis, Ziegelhofkinos (Ol)
Titanic USA 1997, R: James Cameron, D:; Leonardo Di Caprio, Kate Winslet
Im Kino will und will sie nicht untergehen. UFA-Palast, Lindenhof (Wildeshausen)
Die Truman Show USA 1998, R: Peter Weir, D: Jim Carrey, Jaura Linney, Ed Harris
Hatten Sie nicht auch schon manchmal das Gefühl, sie wären in einem schlechten Film - oder noch schlimmer - in einer Fernsehserie? Genau dieser Verdacht beschleicht Truman Burbank eines Morgens, als direkt vor seine Füße ein Scheinwerfer aus dem strahlend blauen Himmelszelt fällt. Aber Trumans Himmel ist genaugenommen eine Kuppel: ein riesiger künstlicher Dom, unter dem eine ganze Kleinstadt konstruiert wurde. Und all das nur für Truman Burbank, denn dieser ist, ohne es zu wissen, seit seiner Geburt der Star einer täglich rund um die Uhr gesendeten Fernsehserie. Alle Bewohner von Seahaven, all seine Freunde, Arbeitskollegen, seine Ehefrau sind Schauspieler. Nur er glaubt ein authentisches Leben zu führen, und ahnt lange nichts von den 5000 versteckten Minikameras, die ihn in jedem Winkel seiner kleinen Welt beobachten. Der Film erzählt davon, wie er langsam erkennt, daß er der einzige Untertan eines totalitären Systems ist, daß ein „1984“ nur für ihn geschaffen wurde. Die Besetzung der Hauptrolle durch den Zappelphilipp Hollywoods zeigt, welch ein gewiefter Regisseur Peter Weir ist. Alle Mankos von Jim Carrey - sein manisches Wesen, sein zu breites Lächeln, seine plakative Körpersprache - machen ihn zur Idealbesetzung von Truman, denn dieser wurde ja von einem Fernsehstudio sozialisiert. „Die Truman Show“ ist eine scharfsinnige und sehr komische Satire auf die Entwicklung der Medien, die Obsession eines Millionenpublikums mit Fernsehserien und ihre Gier nach immer mehr „reality“. (hip) Europa, Schauburg, CinemaxX, UT-Kinocenter, Casablanca (Ol), Solitair (Westerstede)
U
Die Unsichtbare Falle USA 1997, R: David Mamet, D: Campbell Scott, Steve Martin, Ben Gazzara
„Die Dinge sind nicht, was sie zu sein scheinen. Erst recht nicht auf den zweiten Blick. Der Erfinder Joe Ross hat etwas entwickelt, womit viel Geld zu verdienen ist, und fürchtet nun, daß sein Chef ihn vom Profit ausschließen könnte. Aber alles ist viel komplizierter. Ein verrätseltes Spiel um Schein und Sein von David Mamet, dem Meister der klugen Verwirrungen.“ (Der Spiegel) City
V
Verrückt nach Mary USA 1998, R: Peter & Bob Farrelly, D: Cameron Diaz, Ben Stiller, Matt Dillon
„Geschmacklosigkeiten unter der Gürtellinie – und doch ist irgendwas dran an dieser Komödie: In Reißverschlüsse eingeklemmte Geschlechtsteile, Sperma als Haargel, in Ganzkörpergips verpackte Schoßhunde – ziemlich krank, oft daneben und zum Schreien komisch. Und wer wäre nicht verrückt nach „Mary“ alias Cameron Diaz.“ (TV-Spielfilm) CinemaxX, UFA-Palast, Ziegelhofkinos (Ol)
W
Walkabout Australien 1971, R: Nicolas Roeg, D: Jenny Agutter, Lucien John / Originalfassung mit Untertiteln
Ein 14jähriges englisches Mädchen und ihr kleiner Bruder finden sich in Nicolas Roegs ersten langen Spielfilm nach einer Familientragödie alleine in der australischen Wüste wieder. Dort findet sie ein junger Aboriginee auf seinem „Walkabout“ - seiner Initiationsreise auf den Traumpfaden der Wildnis. Beide Jugendliche entdecken hier eine jeweils neue Kultur und ihre Sexualität. Roeg zeigt dieses Zusammentreffen in irritierenden, oft surreal schönen Bildsequenzen. Der Kameramann Roeg war auch in seinen späteren Filmen mehr auf die einzelne Einstellung als auf den Plot fixiert. So organisch und unangestrengt wie hier wirkte sein Stil nie wieder. Die cinematografischen Tricks drücken nie (wie später) die Geschichte in den Hintergrund, und im jetzt gezeigten Directors Cut zeigen die fünf vorher geschnittenen Minuten, daß Roeg auch schon vor der berühmten Szene von Donald Sutherland und Julie Christie in „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ einer der wenigen Filmemacher war, der die erotischen Szenen wirklich meisterte. (hip) Cinema
Wild at Heart USA 1990, R: David Lynch, D: Nicolas Cage, Laura Dern
Die Reste eines Schädels fliegen durch die Luft, eine Hexe reitet auf ihrem Besen, Sailor und Lula tanzen wie Besessene am Straßenrand in der menschenleeremn texanischen Ebene zu kreischender Rockmusik; bei den Liebeszenen im schäbigen Hotel modert Kotze auf dem Teppichboden und jedes angezündete Steichholz explodiert auf der Leinwand in surrealer Lautstärke und Intensität. David Lynch trieb alles bis zum Äußersten. Die schrillen bedrohlichen Farben, eine effektvolle Musik, die ironisch knapp am Klischee vorbeiklingt, zuckende assoziative Schnitte - all das kam zusammen zu einem der aufregendsten Kinoerlebnisse des Beginns dieses Jahrzehnts. So oder so - David Lynch traf die Nerven seiner ZuschauerInnen. Die einen wendeten sich angewidert von diesem „spekulativen Machwerk“ ab, die anderen ließen sich auf Lynchs Obsessionen ein und genoßen sein geniales Durcheinander aus Komödie, Märchen, Roadmovie, Krimi, Erotik, Kunst und Ekel. (hip) CinemaxX
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