■ Mit dem Bier auf du und du: Ein gesunder Aperitif
Nürnberg (taz) – Die alten Sumerer waren die ersten. Aus vergorenem Brotteig brauten sie um 4.000 vor Christus das erste Bier. Heute, knapp 6.000 Jahre später, fließen jährlich 1,27 Milliarden Hektoliter Bier durch die Kehlen der Menschheit.
Deutschland belegt mit 114,2 Millionen Hektolitern beim Bierbrauen zwar hinter den USA und der Volksrepublik China nur Platz drei, beim Biertrinken liegt man aber mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 131,1 Litern knapp hinter Tschechien an zweiter Stelle.
Trotzdem zieren Sorgenfalten die Stirn der noch 1.269 Bierbrauer in Deutschland, von denen mit 698 mehr als die Hälfte in Bayern sitzt. Der Bierkonsum im Lande ist erneut gesunken. Vor vier Jahren tranken die Bundesbürger im Schnitt noch 142 Liter im Jahr. Während in Asien oder Südamerika zweistellige Zuwachsraten zu verzeichnen sind, gibt es in Schleswig-Holstein, Hamburg, Hessen und Mecklenburg ebenso hohe Minusraten. Da konnten die Sachsen, Sachsen- Anhaltiner und Thüringer noch so zulegen, unter dem Strich bleibt ein Minus beim Gesamtbierabsatz gegenüber dem Vorjahr von rund drei Prozent.
Während Spezialbiere wie Schwarzbier und Weizenbier noch zu den Gewinnern auf dem Biermarkt zählen, gehört das herbe Pils eindeutig zu den Verlierern. Im Trend liegen bundesweit eher Energy- und andere Softdrinks sowie Mineralwässer. Vor allem die mittelständischen Brauereien, die noch einen Marktanteil von 20 Prozent belegen, wollen nicht länger mitansehen, wie Bier vom Lebensmittel zunehmend zum Feierabend- und Wochenendgetränk wird. Es soll chic werden, Bier als Aperitif und zum Hauptgang zu kredenzen, also das „Kultgetränk“ Bier zu zelebrieren.
Zusätzlich will man den Transport etwa mit dem 10-Flaschen-Träger erleichtern und Bier als Faktor für Wohlbefinden und Gesundheit im Bewußtsein der Verbraucher verankern. Nach Studien der Technischen Universität München- Weihenstephan löscht Bier nämlich nicht nur den Durst, sondern wirkt entspannend und bei moderatem Genuß auch positiv auf den Fettstoffwechsel. Es stärkt Muskeln, entwässert das Gewebe und kann sogar das Risiko von Herz- und Kreislauferkrankungen minimieren.
Wie diese Imageverbesserung geschehen soll, ist aber noch schleierhaft. Zusätzliche Werbung hatte in der Vergangenheit eher einen kontraproduktiven Effekt. So erhöhten sich zwar die Werbeaufwendungen für Alkoholika in den letzten zehn Jahren um 143 Prozent, deren Gesamtkonsum ging jedoch um neun Prozent zurück. Bernd Siegler
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