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Die überwindbare Hürde des Computers

■ In eigener Sache: Wer über das Internet redet, muß über den Computer reden. Für Laien ist er das Problem, nicht das Netz dahinter: In den deutschen Privathaushalten stehen deshalb die meisten Geräte no

Vor fast genau drei Jahren ist in dieser Zeitung zum erstenmal diese Seite erscheinen, die sich ausschließlich mit dem Internet beschäftigt. Drei Jahre sind in dieser Branche eine lange Zeit. Die Informationstechnik zählt am liebsten in Zehnerpotenzen. Ein Jahr in der analogen Welt entspricht nach ihrer Rechnung zehn Jahren in der Geschichte der digitalen Technik, und in diesem enorm beschleunigten Rhythmus folgen nicht nur die Generationen von Chips und Programmen aufeinander. Alle Umfragen unter den deutschen Netzbenutzern scheinen vielmehr zu beweisen, daß sich das Internet mit einem ähnlichem Tempo in der Industrie ausbreitet. In einer Studie aus dem letzten Jahr gaben bereits 61 Prozent der Befragten an, daß sie das Internet „häufig“ oder „sehr häufig“ aus beruflichen Gründen nutzen. Über 35 Prozent der deutschen Firmen haben heute einen Internetanschluß.

Solche Zahlen belegen, daß das Internet keine Sensation mehr ist. Es gehört zum beruflichen Alltag, und dieser wirtschaftliche Erfolg zwingt zu einer Revision auch der Berichterstattung. Auf dieser Seite war bisher allein vom Internet, seiner Technik und mehr noch seinen Inhalten die Rede. Von heute an bekommt dieses Thema Konkurrenz. Vor dem Internet steht der Computer, er ist heute das Problem, nicht mehr das Netz, das hinter seinem Bildschirm, seiner Tastatur und seinen seltsamen Programmen beginnt. Der Cyberspace ist nicht mehr die rätselhafte und neuartige Welt, als die er vor drei Jahren erscheinen mußte. Die Inhalte, die Informationen und Kontakte, die er vermittelt, sind keine Nachricht mehr, sie sind normal und nur gelegentlich ein Problem der Rechtsprechung.

Der Computer dagegen ist in der Presse bisher nur ein Thema von Fachmagazinen unterschiedlicher Niveaus. Sie befriedigen spezielle Interessen von Hackern und Bastlern. Unter Gebildeten dagegen gehört es noch immer zum guten Ton, stolz zu versichern, daß man davon nun wirklich nichts verstehe. Das Internet hat diese Haltung ad absurdum geführt. Wer von Computern partout nichts verstehen will, schließt sich selbst von Informationen und Techniken aus, die in der Industrie längst als unverzichtbar gelten.

Dieser Entwicklung wird diese Seite ab sofort Rechnung tragen. Sie wird nicht nur über das Neuste aus dem Netz, sondern auch über neue Entwicklungen des Computers, seiner Hardware und seiner Programme berichten. Nicht im Sinne einer Fachzeitschrift, sondern weil solche Informationen auch diejenigen betreffen, die von Haus aus kein Interesse an höherer Elektronik mitbringen. Wer ein Auto fährt, muß es nicht bauen können. Verstehen muß er es aber schon.

Gerade die Deutschen sind in dieser Hinsicht zurückgeblieben. Das Statistische Bundesamt hat in seiner jüngsten Verbaucherstichprobe ermittelt, daß lediglich 3 Millionen deutsche Haushalte über einen Anschluß an das Internet verfügen. Das entspricht einem Anteil von 8 Prozent. Eine ernüchternde Zahl. Gewiß schrecken auch die gerade für Privatkunden noch grotesk überhöhten Gebühren der Telekom davon ab, den Computer an das Netz anzuschließen. Das allein kann diese auffällige Zurückhaltung der privaten Haushalte nicht erklären. Denn auch in Deutschland ist das Netz trotz überhöhter Monopolpreise dabei, die wirtschaftlichen Grundlagen der Gesellschaft zu durchdringen. Am weitesten fortgeschritten sind Einzel- und Großhandel, Banken und Versicherungen. Über 90 Prozent der Firmen dieser Branchen sind an das Internet angeschlossen, auch wenn sie es noch nicht alle im selben intensiven Maße nutzen. Aber überall werden EDV-Fachleute dringend gesucht, um den Rückstand aufzuholen, denn auch das produzierende Gewerbe zieht nach.

Allerdings sind insgesamt erst 11 Prozent der deutschen Arbeitsplätze auf die Nutzung des Internets eingerichtet. Es könnten weit mehr sein. Zwischen 70 und 80 Prozent der Befragten geben in unterschiedlichen Untersuchungen an, daß sie die hohen Leitungsgebühren für das größte Hindernis beim Einstieg in das Netz halten. Nur der Mangel an Fachkräften und die unsichere Rechtslage des Datenverkehrs werden als ähnlich hohe Hürden empfunden.

Warum hinken die privaten Haushalte hinterher? Auch die Zahl der privaten Anschlüsse wächst zwar stetig, aber langsamer als in der Industrie. Das ist um so erstaunlicher, als dieselbe Stichprobe des Statistischen Bundesamtes ergab, daß jeder zweite deutsche Haushalt mindestens einen Computer besitzt – und nicht nur 8, sondern 10 Prozent der Haushalte sind außerdem mit einem Modem ausgerüstet.

Offenbar steht ein großer Teil dieser immer noch recht teuren Geräte in deutschen Wohnungen offline herum. Sie werden als Schreibmaschinen und Spielkonsolen benutzt. Sie könnten mehr, aber nur dann, wenn man sie nicht als dummes Spielzeug betrachtet. Niklaus Hablützel

niklaus@taz.de

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