: Bei Reps knistert's in der Leitung
„Republikaner“-Chef Schlierer hat auf dem Bundesparteitag einen Herausforderer: Christian Käs fordert das Ende der Leisetreterei und Annäherung an andere Rechte ■ Von Bernd Siegler
Nürnberg (taz) – Nach dem schlechten Abschneiden bei den letzten Wahlen kracht es bei den rechtsextremen „Republikanern“ (Reps). Sichtbarer Ausdruck der Querelen ist die Kandidatur des baden-württembergischen Landesvorsitzenden Christian Käs zum Parteichef. Er will beim Bundesparteitag am Samstag im nordhessischen Witzenhausen gegen den bisherigen Bundesvorsitzenden Rolf Schlierer antreten. „Wir müssen offensiver werden“, kritisiert Herausforderer Käs den „moderaten Kurs“ von Schlierer. Käs will auch Wahlabsprachen mit der DVU nicht ausschließen.
Der Rechtsanwalt und Landtagsabgeordnete Käs setzt dabei auf die Stimmung der rund 400 Delegierten. „Die Leute draußen sind frustriert, mit einem einfachen ,Weiter so‘ kann man die nicht mehr motivieren“, sagte er zur taz. Damit kritisiert Käs den seit 1994 amtierenden Parteichef Schlierer, der das schlechte Abschneiden bei den Bundestagswahlen (1,8 Prozent) und den bayerischen Landtagswahlen (3,6 Prozent) „schöngeredet“ habe. Der Stuttgarter Arzt und Rechtsanwalt Schlierer hatte nach den Wahlen bejubelt, daß die Reps die „mit Abstand führende Kraft im rechten Spektrum“ geblieben wären. Käs kann den „Serien von Niederlagen“ und der Stagnation bei 15.000 Mitgliedern nichts Positives abgewinnen und fordert „Konsequenzen“.
Schon bei der Vertrauensabstimmung im Bundesvorstand nach der bayerischen Landtagswahl stimmte Käs gegen Schlierer. Dann forderte er öffentlich ein „Ende der Leisetreterei“ der Reps und „mehr Flexibilität im Umgang mit politischen Konkurrenten“. Die strikte Abgrenzung gegenüber NPD und DVU hält Käs für falsch. Er stehe einer Kooperation „skeptisch und kritisch“ gegenüber, man dürfe aber „keine Fronten aufbauen“. Eine Vereinbarung, daß man sich künftig bei Wahlen nicht mehr die Stimmen wegnimmt, will Käs „nicht ausschließen“.
Darüber hinaus hat er die eher zurückhaltenden, auf eine Zusammenarbeit mit Unionskreisen abzielenden Äußerungen Schlierers satt. „Wir müssen insbesondere bei der Ausländerfrage und in der Inneren Sicherheit klarer sagen, was wir wollen, sonst werden wir neben der Union unsichtbar.“ Käs plädiert für „eine Korrektur des Marketings“, sprich radikalere Töne. Die Reps müßten den Prozeß beenden, daß gerade jüngere Leute die Partei nicht mehr attraktiv fänden und zu Splittergruppen abwanderten.
Reps-Chef Schlierer will von alledem nichts wissen. Die Kandidatur von Käs käme für ihn „nicht überraschend“, er glaube jedoch, die große Mehrheit der Delegierten stehe hinter ihm. Vereinigungsszenarien blieben weiterhin „die Domäne obskurer Zirkel“, außerdem dürften die Reps nicht den Eindruck erwecken, sie wollten sich „für Extremisten öffnen“.
Schlierer setzt weiterhin auf eine Zusammenarbeit mit dem „Bund Freier Bürger“ (BFB) und der „Deutschen Sozialen Union“ (DSU). Doch da sieht selbst Reps- Präsidiumsmitglied Gerhard Tempel schwarz. Der von Schlierer gerade im Hinblick auf die hessischen Landtagswahlen im Februar angestrebten Kooperation mit dem BFB gibt Tempel „keine Chancen“. Bezüglich der DSU komme „vielleicht nach der Landtagswahl in Sachsen etwas in Bewegung, vorher jedoch nicht“.
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