piwik no script img

■ Mit Euro-Nachzüglern auf du und duAnders überlegt

Berlin (taz/dpa/AFP) – Die Zeit des Krittelns ist vorbei. Der Euro kommt am 1. Januar, und die meisten glauben inzwischen, daß er hart sein wird. Gleichzeitig demonstrierte die Rubel- Krise erneut, wie wichtig eine starke Währung ist. Kein Wunder, daß bei den drei EU-Ländern Dänemark, Schweden und Großbritannien, die die Maastricht-Kriterien zwar erfüllten, aber zunächst nicht an der Währungsunion teilnehmen wollten, das große Nachdenken einsetzt.

Zunächst meldeten vergangene Woche Meinungsforscher in Dänemark, daß erstmals 47 Prozent für den Euro sind und nur 39 Prozent dagegen, am Wochenende kippte dann auch in Schweden die Stimmung – mit 36 Prozent sind die Eurobefürworter nun knapp in der Mehrheit (35 Prozent dagegen). Der dänische Außenminister Niels Helveg Petersen hält das erst für den Anfang. „Die Euro- Anhängerschaft wird zunehmen, wenn wir nach dem 1. Januar sehen, wie es funktioniert.“

Schwedens Finanzminister Erik Aasbrink erklärte am Wochenende, die Umfrage könne den Entscheidungsprozeß „durchaus beschleunigen“. In beiden Ländern wird nun mit Volksabstimmungen im Jahr 2001 gerechnet. Noch vor kurzem hatte es so ausgesehen, als wollten beide Regierungen das umstrittene Thema Euro am liebsten auf die lange Bank schieben. Zwar sind die beiden Regierungschefs Anhänger des Euros, doch keiner wollte seine Parlamentsmehrheit für die gemeinsame Währung aufs Spiel setzen. Gerne wurde auch auf das Fehlen der Briten verwiesen, ohne die der Beitritt zum Euro keinen Sinn mache.

Der britische Schatzkanzler Gordon Brown freilich kündigte vor zwei Wochen ein Maßnahmenpaket zur Vorbereitung auf den Euro für Januar an und erklärte, daß die britische Labour-Regierung grundsätzlich Vorteile in einer Teilnahme an der Währungsunion sehe. Allerdings wolle man sich noch nicht endgültig festlegen und verwies auf die für 2002 geplante Volksabstimmung. Aber auch in Großbritannien drücken Euro- Befürworter aufs Tempo: In einer ganzseitigen Anzeige in der Financial Times forderten 114 große Unternehmen den baldigen Beitritt. Es liege im wirtschaftlichen Interesse Londons, dem Euro „kurz nach seiner Einführung beizutreten“, schreiben die 114 Wirtschaftsbosse, darunter die Chefs des Rüstungskonzerns British Aerospace, der Fluglinie British Airways und des Pharmakonzerns Glaxo Wellcome. Auf unbestimmte Zeit abseits zu stehen, argumentieren die Manager, „würde den künftigen Wohlstand und den Einfluß (des Landes) in der Welt erheblich bedrohen“. urb

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen