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Dr. Death

Gelangweilt hat sich der Rentner Jack Kevorkian aus dem US-Bundesstaat Michigan in den letzten acht Jahren offensichtlich nicht. Mehr als 120 Menschen, die der Volksmund „unheilbar krank“ nennt, hat der ehemalige Pathologe nach eigenen Angaben während dieser Zeit ins Jenseits befördert. Und nebenbei blieb sogar noch Muße zum Basteln. So bietet der 70jährige auch eine aus altem Spielzeug hergestellte Apparatur an, mit der die Todeskandidaten die Sterbehilfe eigenhändig vollstrecken können. Seinen größten Coup hat der Quacksalber jetzt mit Unterstützung des Senders CBS gelandet. In dessen Magazin „60 Minutes“ lief am Sonntag ein Video, das Kevorkian bei der Arbeit zeigt: Er verabreicht einem 52jährigen, der an der Lou-Gehrig-Krankheit leidet, verschiedene lebensbeendende Medikamente. Höhepunkt des Beitrags ist ein Dialog zwischen einem Reporter und dem Fachmann: „Ist er jetzt tot?“ – „Er stirbt gerade.“

Der Quebubreker, wie querdenkende Tabubrecher neuerdings genannt werden, konnte bisher unbehelligt spritzen, weil es in den USA im Bereich Beihilfe zum Selbstmord Gesetzeslücken gibt. Mit seinem Auftritt als Reality-TV-Star hofft er nun, die Euthanasiedebatte anzuheizen.

Wwährend in den USA über „Dr. Death“ diskutiert wird, hat in Halle der Prozeß begonnen gegen Bernd Büch, den „Doppelmörder von Sennewitz“, der eine 71jährige und ihren Sohn umgebracht sowie dessen Frau und dessen Tochter stundenlang vergewaltigt haben soll. Deshalb lassen sich die beiden Lebenslichtauslöscher dieser Tage zumindest anhand von Pressefotos vergleichen. Sowohl der senile Ami als auch der gemeingefährliche Deutsche wurden – kein Wunder – so fotografiert, daß sich der Irrsinn schon aus ihrer Mimik ablesen läßt. Aber einen bezeichnenden Unterschied gibt es: Wenn man allein angesichts der Bilder die Frage beantworten müßte, wer von beiden am ehesten einen vertrauenswürdigen Eindruck hinterläßt, müßte man sich leider für Bernd Büch entscheiden. René Martens

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