Kommentar: Beispiellos
■ Kassen sollen undurchschaubar sein
Krankenkassen sind undurchschaubare Gebilde. Meistens haben sie imposante Verwaltungsgebäude, oben steckt man die Beiträge hinein, unten kommt irgendwie die Kostenerstattung heraus.
Bei den Betriebskrankenkassen der Großbetriebe haben bis vor wenigen Jahren die Firmen die gesamten Verwaltungskosten der Krankenkasse wie eine zusätzliche betriebliche Sozialleistung bezahlt. Das hatte Folgen für die interne Struktur der Kassen.
Daß ein Unternehmen über Monate von einem geschäftsführenden Vorstand mit „rechtsunwirksamem“ Vertrag geführt wird, ist beispiellos. Daß der Aufsichtsratsvorsitzende einer Aktiengesellschaft sich von dem Geschäftsführer, den er kontrollieren sollte, einen befristeten Arbeitnehmer-Vertrag geben läßt, ist unter normalen hygienischen Bedingungen undenkbar.
Offensichtlich funktionierten aber auch die internen Controlling-Mechanismen nicht. Anders ist nicht erklärbar, daß niemandem in der Kasse aufgefallen ist, wie der Chef das Vertragswerk für den Neubau des Verwaltungsgebäudes gestalten wollte.
Man darf getrost davon ausgehen, daß die Aufsicht der Arbeitsbehörde nur die Spitze des Eisberges mitbekommt. Selbst das ist natürlich streng vertraulich. Niemand darf etwas davon erfahren. Warum geht es eigentlich die Versicherten nichts an, wie ihre Gelder verwaltet werden? Klaus Wolschner
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