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Deutsche Bank kennt keine Tabus mehr

Bank gliedert Industriebeteiligungen im Wert von 40 Milliarden Mark aus. Der Verkauf der Daimler-Chrysler-Anteile ist „kein Tabu mehr“. Teil des Geldes geht in den Kauf von Bankers Trust  ■ Aus Frankfurt Klaus-Peter Klingelschmitt

Jetzt ist auch die Veräußerung der Beteiligung der Deutschen Bank an Daimler-Chrysler „kein Tabu mehr“, wie der Sprecher der Deutschen Bank, Walter Schumacher, gestern gegenüber der taz erklärte. Auf der Pressekonferenz zum Kauf der US-Bank Bankers Trust am 30. November 1998 hatte Bankboß Rolf E. Breuer noch verkündet, daß tatsächlich alle Industriebeteiligungen der Deutschen Bank zur Disposition stünden – „außer unserer Beteiligung an Daimler-Chrysler“. Zur Zeit sei das auch noch die Position des Hauses, sagt Schumacher. Aber: „Never say never.“

Unter anderem mit den sogenannten Desinvestitionen will die Deutsche Bank die 17 Milliarden Mark finanzieren, die sie für Bankers Trust auf den Tisch legen muß. Vier Milliarden Mark sollen über eine Kapitalerhöhung (neue Aktien) eingespielt werden. Um mit potentiellen Interessenten für den Erwerb von Beteiligungen der Deutschen Bank etwa an der Allianz, der Münchener Rückversicherung, der Linde AG, Heidelberger Zement, Holzmann oder der Metallgesellschaft – um nur die größten Beteiligungen zu nennen – zielgerichteter verhandeln zu können, gliedert die Deutsche Bank ihre Unternehmensbeteiligungen aus: in eigenständige Tochtergesellschaften. Die Transaktion ist steuerneutral.

Denn für diese Tochtergesellschaften hat die Deutsche Bank die seltene Rechtsform einer AG & Co. KG gewählt. Die Deutsche Bank bleibt überall der größte Kommanditist, und die Kontrolle über die Töchter bleibt damit fest in einer Hand. Eine noch zu gründende Management AG – Arbeitstitel: Deutsche Bank Investor – mit Sitz in Eschborn bei Frankfurt – wird die Töchter betreuen.

Breuer sieht in der Ausgliederung einen weiteren Schritt hin „zur Universalbank neuen Typs“. Der Konzern werde durch die Ausgliederung transparenter und könne seine Industriebeteiligungen „aktiver und erheblich profitabler“ steuern. Deutsche Bank Investor wird demnächst Beteiligungen von 40 Milliarden Mark managen. Die neue Gesellschaft rangiert damit bei den DAX-Unternehmen auf einem Platz „unter den ersten 15 Werten“. Deutsche Bank Investor soll aber nicht nur Käufer für die Beteiligungen suchen, sondern bestehende ausbauen und am Markt neu positionieren. Vorstandsvorsitzender der neuen Management-AG soll der erst 45 Jahre alte Axel C. Pfeil werden. Er war im DB-Vorstand bislang für Beteiligungen zuständig. Der Mann kommt aus der Industrie.

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