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Bednarz als romantischer Reporter

■ Mister Monitor, der Mann mit dem Pullover, erzählt in der ARD seine zweiteilige „Ballade vom Baikalsee“ (Teil 1: 21.45 Uhr)

Der Baikalsee in Sibirien ist eines der großen Naturwunder der Erde: Er gilt als der älteste (25 Millionen Jahre) und tiefste See (1.637 Meter) und enthält ein Fünftel des Süßwasservorrats unseres Planeten. Das einheimische Burjaten- Volk verehrt den Baikalsee als „heiliges Wesen“; nicht mal Steine werfen sie ins Wasser. Doch die Faszination des Baikalsees blieb jahrzehntelang verborgen, denn die Sowjets hatten fast das gesamte Gebiet zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Klaus Bednarz, der vor 20 Jahren als ARD-Korrespondent ein Dorf am Baikalsee besuchte, hat sich „einen Traum verwirklicht“ und einen zweiteiligen Dokumentarfilm gedreht: „Die Ballade vom Baikalsee“.

Im ersten Teil („Eine Winterreise“) ist vom See allerdings wenig zu sehen, denn er liegt unter einer dicken Eisschicht. „Das Eis lebt. Es spricht mit dir, und du erschrickst bei jedem Geräusch“, sagt Bednarz und führt sogar vor, wie sich das anhört, wenn das Eis poltert und ächzt. Und weil unter den Tauchern, die das WDR- Team auf dem Eis traf, auch Didier Noirot, der ehemalige Kameramann von Jacques Cousteau, war, gibt es außerdem sogar bizarre Unterwasserlandschaften zu bestaunen – und die Fußsohlen eines Team-Mitglieds, das auf durchsichtigem Spiegeleis über die Kameralinse spaziert. Derart atemberaubende Bilder prägen die Bednarzsche Ballade, und der politische Journalist beweist erneut seinen Sinn für Romantik: Er vertraut auf die poetischen Bilder des Kameramanns Maxim Tarasjugin, die gefühlvolle Musik Knut Beckers und die Schnittkunst von Elke Christ, die alle drei bereits seinen Mehrteiler „Reise durch Ostpreußen“ (1994–96) mitgestalteten.

Aber Moment mal, das ist doch „Mister Monitor, der mit dem Pullover, der immer so grimmig schaut und sich mit den Mächtigen im Land anlegt“. So wundert sich da selbst ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann.

Doch Bednarz ist keineswegs unter die reinen Naturfilmer gegangen. Der 56jährige befriedigt auch seine politische Neugier, fragt die Fischer und Bauern, was sie von der Perestroika halten, besucht ehemalige Gefangene von sowjetischen Arbeitslagern sowie zwangsumgesiedelte Rußlanddeutsche und erkundigt sich nach den Folgen von Industrieansiedlung und Tourismus.

Der See bleibt immer im Mittelpunkt. Selbst Russen, die nach vollendetem Eisenbahnbau nun arbeitslos in erbärmlichen Hütten leben, wollen nicht mehr in ihre Heimat zurück: „Der See hat einfach unser Herz gefangen.“ Bednarz ist es offensichtlich genauso gegangen. Thomas Gehringer

Teil 2: morgen, ebenfalls 21.45 Uhr

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