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American PieMarino düpiert Elway

■ Kurz vor den NFL-Playoffs verliert Super- Bowl-Sieger Denver seine Souveränität

I met a girl who sang the blues

Sie sind unbestritten zwei der fünf besten Quarterbacks der letzten zwanzig Jahre, spielen beide seit 1983 in der National Football League (NFL) und trafen am Montag doch erst zum zweiten Mal direkt aufeinander. Der 37jährige Dan Marino von den Miami Dolphins ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, seinem Kollegen John Elway (38) auch in diesem Match zu zeigen, warum er die weitaus bessere Karrierestatistik hat. Das letzte Duell der beiden hatte Marino 1985 mit den Dolphins 30:26 gewonnen, diesmal holte er mit seinen Pässen 355 Yards Raumgewinn heraus und warf vier Touchdown-Pässe zum 31:21-Sieg.

Während Marino 23 von 38 Pässen an den Mann brachte und im vorletzten Saisonspiel zum insgesamt 13. Mal mehr als 3.000 Yards herauswarf (NFL- Rekord), komplettierte Elway nur 13 von 36 Pässen. Das konnte seine Laune nicht allzusehr trüben, denn anders als Marino gelang ihm in der letzten Saison mit dem Gewinn der Super Bowl die absolute Krönung seiner Karriere, und auch in diesem Jahr sind die Denver Broncos ein heißer Favorit auf den Titel. Der große, seit Wochen mit Spannung erwartete Showdown war die Partie der Broncos in Miami ohnehin nicht, denn „The Streak“ (Die Strähne) stand nicht mehr auf dem Spiel. Noch eine Woche zuvor waren die Broncos mit 13 Siegen das einzige ungeschlagene Team der NFL gewesen und auf dem besten Weg, eine perfekte Saison hinzulegen, was bis dahin nur Don Shulas Miami Dolphins von 1972 geschafft hatten. Die Chance für Dan Marino, im eigenen Stadion den Rekord der Altvorderen retten zu können, das war eine Story nach dem Herzen der Öffentlichkeit. Doch die New York Giants erwiesen sich als Spielverderber, indem sie „The Streak“ schon eine Woche zuvor kappten. Plötzlich war das Match in Florida für Denver nur noch eine simple Vorbereitung auf die Playoffs, für die sie sich den Heimvorteil bis zur Super Bowl längst gesichert haben.

Was aber keineswegs heißt, daß ihnen die zweite Niederlage in Folge egal war. Schon vor dem Ende der Strähne hatten die Broncos nicht mehr überzeugend gespielt, und nun sind nicht sie, sondern die Minnesota Vikings mit 14:1 Siegen bestes Team der Liga. Zudem wurden böse Erinnerungen wach. Auch vor zwei Jahren hatte Denver nach starker Saison am Ende nachgelassen und war dann in der ersten Playoff-Runde schnöde gegen Jacksonville ausgeschieden. Im letzten Jahr allerdings war die herbe Schlappe bei den San Francisco 49ers ein Weckruf zur rechten Zeit gewesen. Danach wurde fast ein Jahr lang nicht mehr verloren.

John Elway möchte sich nicht gern darauf verlassen, daß diese Dramaturgie noch einmal funktioniert. „Wir würden gern auf den Füßen landen und gut spielen, wenn es in die Playoffs geht“, sagt er. Nächsten Sonntag dürfen sie das gegen Seattle noch einmal probieren, dann haben sie ein Wochenende frei, wenn die Wildcard-Teams in der ersten Runde gegeneinander spielen, und am 9./10. Januar wird es auch für sie endgültig ernst.

Nur ein Playoff-Platz, um den sich Arizona, Tampa Bay und die Giants streiten, ist noch offen, qualifiziert sind neben Denver und Minnesota die New York Jets, Jacksonville, Atlanta, Buffalo, New England, Green Bay, das vermutlich zum Wildcard-Knüller bei den 49ers antreten muß, Dallas und jetzt auch Miami. Der Titel wird aber wohl auch diesmal nicht rausspringen für Dan Marino, der eifrig betont, daß eine erfüllte Karriere wichtiger sei als ein Super-Bowl-Sieg. Genau das hat John Elway bis vor einem Jahr auch gesagt. Matti Lieske

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