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StörzeileZielloser Konsum

■ Ohne Schlußverkauf schlittert Hamburg in saisonale Orientierungslosigkeit

Der Schuhkauf kann abenteuerliche Züge annehmen. Kurz vor Weihnachten entdeckte der Konsumwillige mitten in Hamburgs City einen Herrenschuh nach seinem Geschmack, klassisch geschnitten und aus edlem Material. 219 Mark 90 sollte er kosten. Der Suchende warf einen Blick in sein Portemonnaie und verzichtete. Anfang Januar präsentierte er dann stolz das erworbene Paar: 69,90 Mark mußte er noch bezahlen.

Die Verbraucher-Zentrale hat also recht: Sowie die Feiertage vorbei sind, bieten die Händler Dumping-Preise. Im klassischen Schlußverkauf dagegen, schwören ganzjährige Schnäppchenjäger, gibt's bloß Ramsch.

Doch muß er deshalb gleich abgeschafft werden? Immerhin, betont auch der Einzelhandelsverband, dient der Schlußverkauf „den Verbrauchern zur Orientierung“. Erst im Vergleich zwischen neuen Auslagen und Sonderposten merkt der Normalsterbliche doch, wohin die Mode geht. Erst wenn der Winterschlußverkauf richtig einsetzt, wird naturentwöhnten Stadtbewohnern klar, daß der Frühling naht. Ein unverzichtbarer Hinweis angesichts homogenen Schmuddelwetters. Gäbe es keinen Schlußverkauf, wäre die Irritation perfekt. Billiges würde sich unterbieten. Kein Trend wäre in Sicht. Jede Saison hätte ihren Sinn verloren. Will die Verbraucher-Zentrale so weit gehen?

Nichtsdestotrotz tut Konsequenz Not. Vor wenigen Tagen wanderte der schnäppchenbewußte Schuhkäufer wieder durch Hamburgs City – und kehrte frustriert heim. Seine Schuhe waren erneut herabgesetzt worden: auf 29,90 Mark.

Karin Flothmann

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