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Zur Suche nach Identität gezwungen

Zum zehnten Mal findet in Berlin der „Black History Month“ statt. Schwerpunkt ist diesmal unter anderem die Geschichte der Schwarzen im Nationalsozialismus. Vom Senat gibt es keine finanzielle Unterstützung  ■ Von Jeanette Goddar

Wenn Menschen mit schwarzer Hautfarbe sich organisieren, tauchen nicht nur bei Weißen immer wieder die gleichen Fragen auf: Was verbindet den schwarzen Deutschen mit Reisepaß mit dem „illegalen“ Flüchtling ohne Papiere, was die US-amerikanische Geschäftsfrau mit dem kenianischen Studenten?

Die Initiative Schwarze Deutsche (ISD), die führende schwarze Organisation in Deutschland, die nicht nur Deutschen offensteht, wurde schon Mitte der 80er Jahre gegründet, um eine Antwort zu geben. Weil es durchaus eine schwarze Identität gibt, die zugleich eine politische Identität ist, lautet sie: Wer in Deutschland lebt, wird immer wieder darauf zurückgeworfen, schwarz zu sein.

Um der eigenen Geschichte und Kultur einmal selber näherzukommen und sie nicht in weißen Geschichtsbüchern nachlesen zu müssen, aber auch um den Kontakt zwischen schwarzen und nichtschwarzen Gruppen zu verbessern, findet fast schon traditionell in Berlin der „Black History Month“ (BHM) statt. Der Ursprung des BHM liegt in den USA: Seit der amerikanische Historiker Carter G. Woodson dort 1926 die erste „Negro History Week“ organisierte, ist der BHM fester Bestandteil der schwarzen Kultur.

Zum zehnten Jubiläum des Berliner BHM widmen sich die Organisatoren schwerpunktmäßig einem weiteren Thema, das in Deutschland bisher kaum beleuchtet wurde: Schwarze Menschen im Nationalsozialismus. „Bisher“, so Mike Reichel von der ISD, „ist trotz aller Vergangenheitsaufarbeitung von ihnen kaum die Rede.“

Dabei lebten auch im Dritten Reich Menschen mit schwarzer Hautfarbe, denen eine merkwürdig ambivalente Behandlung zuteil wurde: Einerseits wollte man es sich mit der schwarzen Bevölkerung in den damals noch bestehenden Kolonien nicht verderben und inszenierte pompöse Veranstaltungen wie die „Deutsche Afrika- Schau“; andererseits wurden auch Schwarze damals sterilisiert und in Konzentrationslager gesteckt. Die Hallenser Referentin Julia Okpara wird anhand diverser Porträts das Schicksal schwarzer Menschen im Nationalsozialismus nachzeichnen, die aus völlig unterschiedlichen Gründen verfolgt wurden: als Widerstandskämpfer oder Künstler, aber auch weil sie ohne Berechtigungsschein ein Paar Schuhe gekauft haben.

Doch auch die Zeit nach dem Ende des Dritten Reichs wird beleuchtet: 1952 – also gut sechs Jahre nach dem Ende der Hitler- Ära – wurden erstmals über 1.500 schwarze Kinder in Deutschland schulpflichtig. Auch der Umgang mit ihnen war widersprüchlich: Einerseits hatte man sich auf ihre Integration vorbereitet, andererseits wurde für unabdingbar erachtet, daß sie möglichst gründlich Fremdsprachen lernen, um ihre mutmaßliche spätere Auswanderung zu vereinfachen.

Auch in diesem Jahr ist es den Organisatoren wieder gelungen, einen ganzen Monat lang Partys, Konzerte, Seminare, Theater- und Filmvorführungen sowie ein umfangreiches Kinderprogramm auf die Beine zu stellen. Dabei sind die Zeiten der Unterstützung durch den Berliner Senat längst vorbei. Aufgrund der ungünstigen Terminierung – die Kulturverwaltung entscheide erst im März über die Vergabe von Geldern – sei dem Wunsch nach finanzieller Hilfe leider nicht nachgekommen worden, so die Organisatorin Adel Oworu. So kommen auch in diesem Jahr zahlreiche Teilnehmer und Referenten auf eigene Kosten angereist.

Dennoch erfreute sich der BHM in den vergangenen Jahren regen Interesses. Herzlich eingeladen sind in der Regel alle Interessierten. Bei einigen Diskussionsveranstaltungen haben Weiße allerdings keinen Zutritt.

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