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Unterm Strich

Distinktionsgewinne nennt der französische Soziologe Bourdieu den Zuwachs an Aufmerksamkeit durch die Kunst, sich von anderen zu unterscheiden. Im weiten Debattenfeld war zuletzt viel vom Gedenken die Rede. Was meint eigentlich Enzensberger, Hans-Magnus, haben wir uns da wiederholt gefragt, ohne eine Antwort zu bekommen. Nun hat er gepunktet, indem er scharfe Kritik am schulischen Mathematikunterricht geübt hat. Auf einer Mathematikertagung sagte der Schriftsteller vor Experten: „Mathe bedeutet in der Schule oft nur eine Sammlung auswendig gelernter Techniken. Auf diese Weise können die Kinder kein eigenes Denken lernen, sondern es sich nur abgewöhnen.“ Mit der heutigen schulischen Vermittlung des Fachs sei man auf dem Holzweg, die Kinder würden unterschätzt und unterfordert. „Wir müssen eine Sprache finden, die der Vorstellung der Kinder entspricht“, forderte der Amateurmathematiker Enzensberger, der zuletzt unter anderem mit dem Buch „Der Zahlenteufel“ in der Welt der Werte und Platzhalter reüssiert hat.

Der Name Naumann läßt den Nachrichtenverwerter stets zusammenzucken, ob betriebsmäßig nicht mehr rauszuholen ist. Eigenbericht, Kommentar, die Sache noch etwas weiterdrehen? Heute hat's leider nur für die Meldungsspalte gereicht. Aber urteilen Sie selbst: Für verstärkte Zusammenarbeit von Europäischer Union und Europarat in den Bereichen Kultur und Geschichte hat sich der Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Michael Naumann, ausgesprochen. Naumann, der derzeit auch den Vorsitz des Rates der Kulturminister der EU innehat, äußerte sich zum Abschluß des Internationalen Symposiums „Europäische Geschichtskultur im 21. Jahrhundert“ im Haus der Geschichte in Bonn. Als mögliche Maßnahmen nannte Naumann die Förderung von Übersetzungen von Geschichtswerken, eine europaweite Zusammenarbeit von Geschichtsmuseen, die Förderung des Austausches von historischen Dokumentarproduktionen zwischen europäischen Rundfunk- und Fernsehanbietern, eine europaweite Zusammenarbeit der verschiedenen Träger von Geschichtswettbewerben sowie ein Zugänglichmachen von Quellen zur europäischen Geschichte im Internet. Merke: Wer das Internet im Ideenstrauß hat, macht sich verdächtig, für diesmal nichts anderes auf Lager gehabt zu haben.

Gestorben: Der Münchner Staatsintendant August Everding im Alter von 70 Jahren in München (siehe Portrait Seite 13). Er erlag einem Krebsleiden. „Er war im deutschen Sprachraum der wohl energischste und eloquenteste Anwalt der Kunst und insbesondere des Theaters“, erklärte Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Hans Zehetmair. Everding habe „wie kein anderer Brücken bauen können zwischen Kunst, Politik und Öffentlichkeit“. Er hinterlasse eine Lücke, die nicht zu schließen sei.

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