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Zerren an Egmont

■ Beethoven & Bartok im Philharmonischen Konzert in der Glocke

Sechs Kontrabassisten suggerieren einen Eindruck, der nicht stimmt: Noch nicht einmal zwei von ihnen haben noch eine volle Stelle, und auch an anderen Pulten sah man Aushilfen noch und nöcher. 22 Stellen fehlen dem Orchester zur Zeit – wir berichteten. Trotzdem ist das Philharmonische Staatsorchester noch wild entschlossen, gute Konzerte abzuliefern, wie das letzte philharmonische Abonnementskonzert zeigte. Man muß sich wohl hüten, in die Interpretationen das Zerwürfnis des Orchesters mit seinem Generalmusikdirektor Günter Neuhold hineinzuhören. Trotzdem wurde man in der Interpretation der Beethovenschen Egmont-Ouvertüre den Eindruck nicht los, daß hier kräftig gezogen werden mußte. Der Eindruck verlor sich Gott sei Dank schon im nächsten Werk, Béla Bartoks unvollendetem Konzert für Bratsche und Orchester aus dem Todesjahr des Komponisten 1945. So intensiv, so einfühlsam, so virtuos, so geschmeidig der neue Solobratscher des Orchesters, der junge Boris Faust den von Bartok fertig gestellten Solopart spielte, so wenig konnte seine Leistung darüber wegtäuschen, daß dieses Werk im von Tibor Serly zusammengeschriebenen Orchestersatz doch arg gestückelt wirkt. Es zwickt und zwackt ästhetisch an allen Enden, ist unendlich bemüht und regelrecht langweilig. Wenigstens wird mit diesem Werk das kleine Repertoire für Bratscher erweitert.. Immerhin vermittelt der letzte Satz Bartoks künsterisches Credo: die Synthese klassisch-avantgardisticher Elemente mit der Volksmusik seiner ungarischen Heimat.

Carl Maria von Weber wollte Beethoven für seine siebte Sinfonie „ins Irrenhaus“ schicken. Eine Meinung, die angesichts der Wucht, der Kraft, des wilden Atems dieses Werkes noch heute nachvollziehbar ist. Der Musikwissenschaftler Harry Goldschmidt schließlich hat schlüssig nachgewiesen, daß sich die unbeschreibliche Konzeption der politischen Idee einer Feier des Sieges über Napoleon verdankt. Diese „Apotheose des Tanzes“ (Richard Wagner), die „Orgie des Rhythmus“ (Romain Rolland) formte Günter Neuhold mit dem gut folgenden Orchester besonders im letzten Satz hervorragend nach. Zwischenzeitlich mangelte es an Durchsicht, genauerer Artikulation (dritter Satz) und an Klangfarben (zweiter Satz, dem jedes Geheimnis fehlte). Doch der große Wurf stimmte, der Beifall war entsprechend. Ute Schalz-Laurenze

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