piwik no script img

„Die Griechen haben Apo ausgeliefert“

■ Bei der Besetzung des griechischen Konsulats in Frankfurt blieben die Anhänger Öcalans unter sich

„Hoch die internationale Solidarität!“ skandierten etwa 50 kurdische Demonstranten draußen und rund 50 Öcalan-Anhänger drinnen. Doch weder drinnen in der schönen alten Villa im Frankfurter Stadtteil Bockenheim, die das griechische Generalkonsulat beherbergt, noch draußen vor den Absperrgittern waren – außer Polizisten, Feuerwehrleuten und Journalisten – Menschen anderer Nationalitäten zu sehen. Die Kurden in der Mainmetropole blieben gestern unter sich. Nur unter die knapp 100 Kurden, die vor dem Bockenheimer Depot von Polizei- und Bundesgrenzschutzeinheiten am Weitermarsch zum Konsulat gehindert wurden, hatten sich einige Deutsche gemischt. Vielleicht Polizisten in Zivil, die waren in einem Mannschaftswagen der Polizei „eingekleidet“ worden: Jeans, Lederjacken, Halstücher.

Das war gegen elf Uhr. Eine Stunde zuvor hatte es beim Konsulat in der Zeppelinallee schon „geknallt“. Als die Besetzer drinnen die Nachricht nach draußen weitergaben, daß Kenia die „Sonne Kurdistans“ an die Türkei ausgeliefert habe, rasteten einige aus und warfen Autos um. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Vier Beamte wurden durch Steinwürfe verletzt. Einige Kurden, die sich Abziehbilder von Öcalan auf die Jacken geklebt hatten, wurden festgenommen.

„PKK-Öcalan, PKK-Öcalan!“ riefen die vom Dauerregen völlig durchnäßten und durchgefrorenen Kurden draußen immer wieder. Die drinnen schafften es nicht, die griechische Fahne auf dem Balkon einzuholen. Die hing so naß und schlaff da wie die türkische 100 Meter weiter am türkischen Generalkonsulat. Da würden sie aber nicht hinmarschieren, sagte ein Sprecher der PKK bestimmt: „Wir bleiben hier. Die Verräter sind die Griechen. Die haben Apo ausgeliefert.“ Die Polizisten aus Hessen, Bayern und Rheinland-Pfalz durften sich in ihren Fahrzeugen wenigstens abwechselnd aufwärmen.

Um vier Uhr in der Früh waren die Kurdengekommen: junge Frauen und Männer, ausgerüstet mit Handys – und mit vollen Benzinkanistern. „Apo, wir sind mit Dir zu allem bereit“, stand auf einem Transparent. Die Besetzung der griechischen Konsulate und Botschaften in Deutschland sei eine „koordinierte, konzertierte Aktion“, so ein Sprecher der Frankfurter Polizei. Zwei Kurden hätten damit gedroht, sich mit Benzin zu übergießen und sich dann anzuzünden. Auf eine Räumung verzichtete die Polizei deshalb. „Wir sind auf Deeskalation aus“, so die Stellungnahme eines Beamten aus der in einem Auto untergebrachten „mobilen Pressestelle“ der Polizei heraus. K-P. Klingelschmitt, Frankfurt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen