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Die UNO warnt: Das Meer wird leer

■ FAO-Bericht: Die Fischereierträge stagnieren, ein Viertel der Arten ist bereits überfischt. Große Fangflotten bedrohen Bestände

Rom (epd/taz) – Weltweit stagnieren nach Angaben der Vereinten Nationen die Fischereierträge und gehen in einigen Ländern sogar zurück. Ein Viertel der Fischbestände der Welt sei bereits überfischt, erklärte die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) gestern in Rom im neuen Fischereibericht. Einige Regierungen hätten bereits begonnen, die Fischbestände zu sichern. Es seien aber Kontrollen notwendig, um die Ausbeutung der Meere aufzuhalten. Auch die Überkapazitäten der Fangflotten bedrohten die Bestände.

Im Berichtsjahr 1996 sind nach FAO-Angaben weltweit 121 Millionen Tonnen Fisch gefangen worden. Davon waren 87,1 Millionen Tonnen Meeresfisch. Der Anteil der Fische aus Aquakulturen, also aus der intensiven Fischzucht, liege inzwischen bei einem Fünftel der Welterträge. Für 1997/98 rechnet die FAO mit Erträgen von 122 Millionen Tonnen Fisch. Das Wetterphänomen El Niño führe aber voraussichtlich dazu, daß die Erträge in Südamerika bei Meeresfischen bis zu zehn Prozent zurückgehen. Davon seien besonders Bestände in Peru und Chile betroffen.

Der Fischverbrauch pro Kopf ist von 14,3 kg in 1994 auf 15,7 kg in 1996 gestiegen. Die FAO rechnet aber damit, daß die Nachfrage sinken wird. Rund 30 Millionen Tonnen Fisch wurden der FAO zufolge 1996/97 an Tiere verfüttert. Jährlich endeten außerdem rund 20 Millionen Tonnen als Beifang.

Umweltschutzorganisationen warnen bereits seit längerem vor der Überfischung der Meere. Nach einer Studie des WWF ist allein die EU-Fischereiflotte zweieinhalbmal so groß, wie es die Bestände erlauben. Erst im Dezember setzten die EU-Agrarminister bei den neuen europäischen Fischereiquoten die Mengen für Sprotten, Seezunge und Hering herauf, obwohl Wissenschaftler dringend vor einer Ausweitung des Fangs gewarnt hatten.

Nach der WWF-Studie sind 70 Prozent der wertvollsten Fischbestände, wie Ostseelachs, Atlantischer Heilbutt und Roter Thunfisch, über Gebühr strapaziert. Die angespannte Lage bei Speisefisch zeigte sich Mitte vergangenen Jahres, als sich der Preis für Alaskaseelachs, der als Grundlage der Hälfte aller Tiefkühlkost-Fischgerichte dient, beinahe verdoppelte. Die Firma Iglo erhöhte daraufhin die Preise für Tiefkühlfisch um 20 bis 25 Prozent.

Als wichtigstes Mittel gegen die Ausbeutung fordert der WWF die Streichung der weltweiten Subventionen für die Fischereiindustrie. Insgesamt unterstützten die Staaten ihre Fischereiindustrien mit 19 bis 37 Milliarden Mark jährlich.

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