Billig Butter ohne Ende

Mag die EU beschließen, was sie will: Helgoland bleibt auch nach dem Aus für den Duty-Free-Einkauf zollfrei. Das garantieren Verträge  ■ Von Jan Roolfs

Die Butter wird nicht teurer. Zigaretten gibt es weiter zu Sonderpreisen und Alkoholika bleiben billig: Auch nach dem sich abzeichnenden Ende des zollfreien Einkaufs bei Butterfahrten und Flügen wird es in der Europäischen Union eine Duty Free-Enklave geben. Am zollfreien Handel auf Deutschlands einziger Hochseeinsel, Helgoland, soll sich durch die Brüsseler Beschlüsse nichts ändern. 150 Jahre alte Verträge garantieren, daß „die Zollfreiheit auf Helgoland auf unabsehbare Zeit bleibt“, erklärt der Sprecher des Zolls bei der Oberfinanzdirektion in Hamburg, Johannes Friedt.

Die Zollfreiheit wurde eingeführt, als Großbritannien 1840 die Herrschaft über Helgoland von Dänemark übernahm. 1890 wurde die Insel dann mitsamt ihrem Sonderstatus weitergegeben: Im Tausch für afrikanische Kolonien kam sie zum Deutschen Reich. Im sogenannten Caprivi-Vertrag wurden damals die Einzelheiten geregelt. In Artikel 8 verpflichtete sich die deutsche Regierung, Helgolands besonderen Status zu erhalten. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammt das Helgoländer Privileg, eigene Einfuhrzölle für Importe auf die Insel zu kassieren. In Form der Gemeindesteuer ist diese Geldquelle den Insulanern bis heute geblieben, erläutert Friedt.

Von beiden Regelungen werden auch in Zukunft die TouristInnen auf Helgoland profitieren. Sie dürfen Zigaretten, Alkohol, Parfüm, Fleisch oder Käse in bestimmten Mengen zollfrei einkaufen und auch mit nach Hause nehmen. Bei Waren, die weniger als 350 Mark wert sind, entfällt die 16prozentige Umsatzsteuer. Umgekehrt können InsulanerInnen sich die Steuer auf ein Paar Schuhe, das sie auf dem Festland kaufen, bei der Heimreise nach Helgoland erstatten lassen wie bei einem Export ins Ausland.

Trotz dieser möglicherweise bald einmaligen Privilegien rechnet Helgolands Bürgermeister Frank Botter nach dem Ende des Duty-Free-Einkaufs nicht mit mehr TouristInnen auf der Insel. Die Anreise ist dann für die klassischen Butterfahrer seiner Einschätzung nach zu teuer. „Sie sind nicht bereit, mindestens das zehnfache für die Fahrt zu bezahlen.“ Für die Butterdampfer, die VeranstalterInnen der Billigreisen, ist Helgoland ebenfalls unattraktiv: Sie dürfen während der Überfahrt keinen zollfreien Verkauf mehr anbieten. Das bleibt den InsulanerInnen selbst vorbehalten.

Deshalb wird Helgoland seine Privilegien auch nicht besonders anpreisen. Die Insel werde ihren Status als Zollausland nicht in der Werbung besonders hervorheben, kündigte Botter an.