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■ Zehntausende aufgebrachte Bauern in Brüssel unterwegsHilfloser Protest der Verlierer

Eier und Kartoffeln flogen auf behelmte Beamte, endlose Treckerkolonnen zogen gestern durch Europas Hauptstadt Brüssel. Einige aufgebrachte Bauern gingen mit ausgerissenen Verkehrsschildern auf die Polizeiketten los. Solche Aktionen bringen höchstens eine Anzeige wegen Körperverletzung oder Landfriedensbruch ein. Sie zwingen aber die derzeit hinter den Absperrungen über die Agrarhaushalte feilschenden EU-Landwirtschaftsminister nicht dazu, auch nur einen Deut anders zu handeln. Die hilflosen Aggressionen waren aber ein Symbol dafür, wie es um den Widerstand der Bauern und vor allem ihrer Vertreter in den großen Bauernverbänden der einzelnen Länder bestellt ist: Sie wissen keinen Ausweg aus der Sackgasse, in die sie sich selbst hineinmanövriert haben.

So klagt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, daß mit der kommenden Agenda 2000 noch mehr Bauern pro Jahr pleite gehen werden als bisher, und fordert den Status quo bei den Subventionen. Doch mit dieser EU-Agrarpolitik der letzten Jahrzehnte stirbt der traditionelle Bauernhof schon schnell genug. Da braucht es gar kein zusätzliches Absenken der Garantiepreise, wie von den EU- Ländern anvisiert. Klar ist: Wer seine Bauern fit für den Weltmarkt machen will, tritt in direkte Konkurrenz zu den Farmern Australiens oder den Hacienderos Argentiniens. Da werden hierzulande nur Agrarfabriken und ein paar Biohöfe übrigbleiben. Das weiß auch Bauernpräsident Sonnleitner, nur sagen kann er es nicht.

Der einzige Strohhalm, an den sich die kleineren Bauern noch klammern könnten, wäre die Aussicht auf den einsichtigen Verbraucher. Ein Teil der Einkaufenden in Supermärkten würde wohl durchaus zu regionalen, ökologisch einigermaßen vernünftig produzierten Produkten greifen, auch wenn sie etwas mehr kosten. Ein paar Groschen mehr im Endpreis würde den Bauern schon viel helfen. Hier muß der Staat aber einspringen. Und für die Förderung der regionalen Märkte könnte ein Teil des 80 Milliarden Mark starken EU-Agrarhaushalts durchaus umgewidmet werden. Denn die großen Ketten sehen es gar nicht gern, wenn die Bauern sich zusammenschließen und am Ende gar direkt in ihrer Region vermarkten. Da würde ihnen Einfluß verlorengehen und die Möglichkeit, bundesweit die Einkaufspreise zu drücken. Doch bevor sich die Regierungen mit dem Agrobusiness anlegen, lassen sie lieber 90 Prozent ihrer Bauern über die Klinge springen. Reiner Metzger

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