: „Elke, du gehörst doch zu uns!“
■ Elke Kröning verläßt die AfB und kehrt zur SPD zurück. Auch Gründer Werner Lenz ist unzufrieden mit der Wählergemeinschaft
AfB-Spitzenkandidat Andreas Lojewski erfuhr es gestern morgen um sieben Uhr aus den Radionachrichten: Die ehemalige Parteivorsitzende Elke Kröning legt ihr Bürgerschaftsmandat mit sofortiger Wirkung für die AfB nieder und kehrt zurück zur SPD. „Als Norddeutscher ist man ja ein gelassener Mensch“, sagte Lojewski kurz darauf hörbar um Fassung ringend. Noch vor drei Wochen habe Kröning ihm versprochen, bis zum Ende der Legislaturperiode zu bleiben. Vor diesem Hintergrund sei ihr Weggang kein Verlust. Außerdem hätte sie dem AfB-Gründungsvater Friedrich Rebers nicht den nötigen Respekt entgegengebracht und ihn einen „alten Opa“ genannt. Damit habe Kröning die Parteimitglieder brüskiert.
Elke Kröning wirkte dagegen gelöst. Zu den Vorwürfen Lojewskis wollte sie nichts sagen: „Das ist nicht mein Niveau“, erklärte die 51jährige Lehrerin gestern. „Ich habe das Gefühl, daß ich nach Hause komme.“ Nach innerparteilichen Querelen war die Parteivorsitzende im November des vergangenen Jahres zürückgetreten. Außerdem verzichtete sie auf die Spitzenkandidatur. „Ich will keinen Wahlkampf mehr für die AfB machen“, so Kröning weiter. Deshalb habe sie ihre Entscheidung jetzt, vor der heißen Wahlkampfphase, bekanntgegeben. Die Wählerinitiative sei ihr zu weit nach rechts abgedriftet. Gestört habe sie beispielsweise der harte Kurs in der Innenpolitik. „Die SPD hat in den vergangenen Jahren dagegen viel dazugelernt. Ich habe mich sehr über den Regierungswechsel in Bonn gefreut, auch wenn ich eine Distanz zu rot-grün habe.“ Außerdem habe Lojewski für den Wahlkampf die Devise „polarisieren und provozieren“ ausgegeben. Kröning: „Dafür ist mir mein guter Name zu schade.“
Nachdem sie zunächst mit ihrem Mann, dem SPD-Bundestagsabgeordneten Volker Kröning, über ihre Pläne gespochen habe, sei sie kurz nach Weihnachten zu Bürgermeister Henning Scherf (SPD) gegangen. Scherf habe sie von Anfang an mit offenen Armen empfangen. Und auch andere Sozialdemokraten hätten sie angerufen und gesagt: „Mensch Elke, du gehörst doch zu uns.“ Sie werde „selbstverständlich“ kein Mandat und keine Funktion bei der SPD übernehmen, betonte Kröning. Parteilos zu sein, könne sie sich allerdings nicht vorstellen. „Dazu bin ich ein viel zu politischer Mensch, ich will weiter politisch diskutieren.“
Mit ihrer Kritik an der AfB stünde sie nicht allein, sagte Kröning weiter. Auch AfB-Gründer Werner Lenz sei mit der Wählerinitiative unzufrieden. Die AfB habe „nicht die Entwicklung genommen, die Friedrich Rebers und ich uns vorgestellt haben“, bestätigte Lenz gestern. Er dementierte Gerüchte, daß auch er jetzt zur SPD zurück wolle. Gleichwohl schloß er es nicht aus. Lenz: „Ich weiß doch nicht, was in einem Jahr ist.“ Scherf hatte mit den Genossen der Arbeitsgemeinschaft „60 plus“ auf einem Grünkohl-Klönschnack im Landkreis Cuxhaven über die Rückkehr der abtrünnigen AfB'ler Kröning und Lenz geplaudert. Die Grünen zollten Elke Kröning für ihren Entschluß gestern „Respekt“. Der Weggang Krönings sei ein „schwerer Verlust“ für die Wählerinitiative. „Nach Herrn Rebers fehlt der AfB damit eine weitere Persönlichkeit, die bei vielen Bremerinnen und Bremern Ansehen genießt“, erklärte Helga Trüpel. Die grüne Spitzenkandidatin verurteilte die Äußerung Lojewskis, daß Krönings Weggang kein Verlust sei. „Solche Äußerungen gehören in die Rubrik übles Nachtreten. Herr Lojewski übt offenkundig das Pfeifen im Walde.“ kes
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen