: Einer, der ganz lange schon Chef werden wollte
■ Das Ziel war oben, und sei es ein Himmelfahrtskommando. Nun wird Schmid-Ospach Boß bei Radio Bremen
So sahen öffentlich-rechtliche Karrieren in den 70er und 80er Jahren noch aus, in den letzten Jahren des Monopols von ARD und ZDF. Vom mächtigen kirchennahen Medienfachdienst epd/ Kirche und Rundfunk zum NRW- Regierungschef Heinz Kühn (als „medienpolitischer Berater“). Von der Staatskanzlei zum in NRW tonangebenden WDR. Vom Pressesprecher zuletzt zum „stellvertretenden Fernsehdirektor“ und „Leiter der Hauptabteilung Zentrale Aufgaben“. Immer war Michael Schmid-Ospach, heute 53, dort wo man den weiteren Aufstieg gut vorbereiten kann. Nun wird der Mann Intendant, wenn auch nur beim ARD-Sorgenkind Radio Bremen. Das verkündete die dort eingesetzte Findungskommission Ende vergangener Woche.
Was den diffizilen Umgang mit den komplizierten öffentlich- rechtlichen Gremien angeht, genießt Schmid-Ospach im WDR selbst unter Kritikern den Ruf eines versierten Strippenziehers im Hintergrund. Qualitäten, die ihm auch bei diversen „Nebenjobs“ genützt haben dürften: Z.B. ist er (als Nachfolger von Günter Struve) Aufsichtsratschef der in NRW wichtigen, weil viel Geld verteilenden Filmstiftung NRW.
An seinem Drang nach oben ließ der Mann kaum Zweifel aufkommen, der im WDR nur „MSO“ oder – je nach Wertschätzung – „MSNull“ genannt wird. Brachte er sich doch in den letzten Jahren so ziemlich für jede gute Position ins Gespräch, die in der ARD zu vergeben war. Schließlich sind im WDR alle lukrativen Jobs auf länger vergeben und die Personalplanung ganz oben schien an MSO vorbeizugehen. Auch, daß er im letzten Jahr zum Kulturchef aufstieg, genügte nicht. Immerhin bot ihm das die Chance, sich wieder regelmäßig vor der Kamera zu präsentieren. So machte er die Moderation des „Kulturweltspiegels“ zur Chefsache und schickte Gabriele Krone-Schmalz in die Wüste. Daß sich Schmid-Ospach als Kulturchef für „seine“ Redaktionen sehr ins Zeug gelegt hätte, ist hingegen nicht bekannt – etwa gegen die populistischen Programmreformen von Nikolaus Brender, Chef des WDR-Dritten und nach Intendant Fritz Pleitgen längst der zweite Mann im Sender. So wird die markanteste Programminnovation, die auf MSO zurückgeht, wohl eine sonntägliche Volksbelustigung bleiben, die unter dem Namen „Hollymünd“ im Sommer vom WDR-Studiogelände übertragen wird.
Daß sich Schmid-Ospach nun auf das Himmelfahrtskommando in Bremen einläßt, ist dennoch überraschend. Schließlich wurden ihm auch Ambitionen (aber nur vage Chancen) auf den Job des bald scheidenden ARD-Programmchefs Günter Struve nachgesagt. Aber wie sagte doch Bernd Neumann, Bremer CDU-Chef und Mitglied der Findungskommission, über den Kandidaten: „Er ist mit allen Wassern im schwierigen ARD-Geschäft gewaschen.“ Das würden wohl selbst Schmid- Ospachs Widersacher unterschreiben. Auch wenn sie es anders betonen würden. Reinhard Lüke
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