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Gegen Gewalt an Frauen„Wenn sie zuhören“

■ Angelika Dornhöfer wurde gestern zu Bremens Frau des Jahres 1999 gekürt

Angelika Dornhöfer ist Bremens neue „Frau des Jahres“. Gestern abend wurde die 54jährige vom Landesfrauenrat dafür ausgezeichnet, daß sie sich als Bremerin in der evangelischen Kirche über Jahre hinweg gegen Gewalt an Frauen und Mädchen engagiert hat.

„Sexuelle Gewalt in der Kirche – das hätte keiner von uns überhaupt für ein Thema gehalten“, gestand gestern Annedore Windler (CDU) als erste Vorsitzende des Bremer Frauenausschusses offenherzig – Angelika Dornhöfer hingegen fand das gestern nicht so überraschend: „Natürlich ist das ein dickes, fettes Tabu-Thema; und ich bin froh, wenn ich die Tabus hier ein bißchen lockern kann.“

„Meines Onkels Haus“, hieß die Ausstellung, die sie mit der Künstlerin Christiane Ahlers an die Wand der Martin Luther Gemeinde hängte – aber „wenn uns was über konkrete Fälle bekannt wird, greifen wir da schon auch konkret ein. Die Frauen melden sich ja oft erst, wenn sie eine Infrastruktur haben.“ „Wir“ – das ist die evangelische Frauenhilfe, in der die langjährige psychologische Beraterin der kirchlichen Familien- und Lebenshilfe ehrenamtliches Mitglied ist.

In ihrer Funktion als Beraterin kam sie übrigens vor sieben Jahren bundesweit in alle Medien: Da wurde der § 218 in Karlsruhe verhandelt – „wir mußten 16 Stunden warten – trotzdem gelang es mir dann noch, das Gericht mit ein paar Fällen zu fesseln“ ... letztlich war sie damals heilfroh über das „Selbstentscheidungsrecht der Frauen“.

Heute ist Angelika Dornhöfer vor allem in der Clean Clothes Campaign gegen die wirtschaftliche Ausbeutung von Frauen in der Textilindustrie, in Kampagnen gegen Frauenhandel, Zwangsprostitution tätig – „weltweit natürlich viel himmelschreiendere Probleme als die sexuelle Gewalt in der Kirche“. Ihre Ehrung als Frau des Jahres – gestern in der Oberen Rathaushalle – fand sie zuerst „ganz lustig: Wenn man so ehrenamtlich seine Arbeit vor sich hin macht, dann kommt einem das nicht besonders vor.“ Aber andererseits: Mit der Zeit bekomme man in dieser Arbeit „eine Reputation wie das Opfer“ – da stärke es, „wenn da jetzt Frauen sind, die aufmerksam zuhören.“

Auf der Vorschlagsliste zur Frau des Jahres standen außer Angelika Dornhöfer unter anderem Waltraud Wulf vom Mutter-Kind-Haus der Inneren Mission und die einstige feministische Aktivistin Barbara Schleich.

ritz

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