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Mit dem Erfolg auf du und duIkea kommt nach Stuhr

■ Einrichtungshaus verdoppelt Laden-fläche direkt vor den Toren Bremens

Kein einziger Vertreter des Bremer Senats war gestern dabei, als wenige hundert Meter vor der Landesgrenze, auf dem früheren Ratio-Parkplatz in Brinkum, der Grundstein für das neue, moderne Ikea-Gebäude gelegt wurde. 56 Millionen Mark will Ikea da investieren und mit 14.500 Quadratmetern die Verkaufsfläche des alten Hauses in Stuhr-Mackenstedt fast verdoppeln. Das soll am 1.3.2000 zum letzten Mal seine Türen öffnen, für den 2.3.2000 ist die Eröffnung in Brinkum geplant.

„Viel großzügiger“ soll das neue Haus werden, freute sich der frühere Geschäftsführer aus Mackenstedt, Johan Edwards. Was für die Suche nach einem neuen Standort sprach, war schlicht der geplante Ausbau der Bundesstraße 322 zu einer Autobahn ohne eine Abfahrt vor der Tür – eine klare Verschlechterung für das Einrichtungshaus. 1,2 Millionen Besucher zählt Ikea derzeit, und die meisten kommen mit dem Auto. Ikea wollte gleichzeitig näher an Bremen heranrücken, sich „mehr in Richtung Bremen vermarkten“, wie das der Geschäftsführer sagt. Entscheidendes Kriterium der Suche war dabei dann die verkehrliche Anbindung. Die Bremer Wirtschaftsförderer haben verschiedene subventionierte Gewerbeflächen innerhalb der Landesgrenzen ins Gespräch gebracht, Ikea entschied sich aber dennoch dafür, das Grundstück von Ratio zu kaufen.

Über Zahlen spricht man nicht, aber es war sicherlich dreimal so teuer wie die staatlichen Bremer Angebote. Warum blieb Ikea in Stuhr und erlag nicht der Bremer Verlockung? „Der Grundstückspreis ist nicht entscheidend“, sagt Edwards – eine derartige Investition werde auf 20 Jahre kalkuliert. Entscheidend für den Standort Brinkum sei der direkte Zugang zur Autobahn-Abfahrt. Auch Regionalbusse halten vor der Tür, aus Bremen komme man mit dem Bus hin, wenn auch die Haltestelle etwas weiter weg sei. Aber darüber soll mit der BSAG verhandelt werden.

Bremen hatte das Ringen um den neuen Ikea-Standort verloren und quittierte das offenbar demonstrativ durch Abwesenheit bei der Grundsteinlegung. Die gute Stimmung bei dem jungen Management war dadurch aber nicht getrübt, mit dem Höflichkeitsbesuch eines der Bremer Wirtschaftsförderer, mit denen man verhandelt hatte, hatte offenbar auch niemand gerechnet. Die große Zahl der Gäste bei der Grundsteinlegung wurde schwedisch locker und festlich bewirtet, aus den Lautsprechern war Volksmusik zu hören. Welche, das wußte nur der Geschäftsführer - „die CDs habe ich heute morgen von zu Hause mitgenommen“, so Edwards.

Der Stuhr-Brinkumer Bürgermeister Wilfried Huntemann und der Gemeindedirektor Hermann Rendigs waren natürlich dabei. Ca. 25 Millionen Mark ist das Gewerbesteueraufkommen der Gemeinde Stuhr, über eine Millionen davon bisher schon von Ikea. Und das soll dann auch dank des Bremer Einzugsbereiches mehr werden. „Einer der größten Steuerzahler“, freut sich Huntemann. „Eine bessere, kooperative Gemeinde gibt es für uns nicht“, lobt Ikea-Geschäftsführer Edwards den direkten Draht in die Politik. Der Gemeindedirektor verspricht, jederzeit direkt ansprechbar zu sein. K.W.

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