: Unis kontra Operette
■ Finanzsenatorin will mit Metropol-Geld Studienplätze bezahlen. Radunski empört
Auch im geschlossenen Zustand leistet das Metropol-Theater gute Dienste. Nachdem Kultur- und Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) mit dem Geld in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal Defizite der anderen Theater ausglich, betätigt sich für das kommende Jahr Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) höchstpersönlich als Lokführerin auf dem Verschiebebahnhof: Sie möchte die 25 Millionen Mark aus dem Kultur- in den Wissenschaftsetat transferieren, um die Hochschulfinanzen zu sichern.
Fugmann-Heesing schlägt ihren Senatskollegen mit seinen eigenen Waffen: Sie kommt einerseits Radunskis Forderung entgegen, die Kosten der Hochschulen für Pensionen, Personalüberhang und Tariferhöhungen in Höhe von 117 Millionen Mark zu übernehmen. Bisher wollte sie nur 80 Millionen Mark zugestehen. Andererseits läßt sie den Kultursenator mit seiner Taktik auflaufen, die Theaterdefizite stillschweigend aus dem Metropol-Topf zu begleichen.
Bereits in der Vergangenheit hatte Radunski kleinere Haushaltsposten, die eigentlich für Studentenwohnheime vorgesehen waren, in den Kulturbereich transferiert. In der Größenordnung der Metropol-Millionen gab es eine solche Verschiebung zwischen den beiden Ressorts aber noch nie. Radunskis Sprecher geißelt daher den Versuch, „Kultur und Wissenschaft gegeneinander auszuspielen“ – und verspricht hoch und heilig, es sei der „kulturpolitische Wille“ des Senators, das Metropol-Theater noch in diesem Jahr wiederzueröffnen. Das Konzept sei „in Arbeit“. Auch das Problem, daß von den Metropol-Geldern im laufenden Jahr praktisch nichts mehr übrig ist, werde sich bis zum Herbst lösen lassen.
Nach Ansicht der Finanzsenatorin aber muß sich Radunski „entscheiden, was er will“, so ihr Sprecher – Operette oder Studienplätze. Sollte sich Radunski für den „Zigeunerbaron“ entscheiden, „dann müssen die Hochschulen ihr Lehrangebot kürzen“. rab
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