■ H.G. Hollein: Eierei
Die Frau, mit der ich lebe, will manchmal nicht, daß ich von diesem und jenem Zeugnis ablege. Das tue ich dann auch nicht. Etwa datumsgerecht von trauter gemeinsamer Ostereiersuche zu sprechen. Zu Zeiten, da Monica Lewinsky ihre Tränen über das Land verstreut, hätte das etwas Verfängliches, sagt die Gefährtin. Sie muß es wissen. Aber worüber dann sich verbreiten? Da trifft es sich gut, daß der politisch wache Mensch in diesen Tagen wieder etwas zu begrübeln hat, das über das Boulevardniveau der Bonner Gurkentruppe hinausgeht. Während der Kanzler seine Betroffenheit in Sachen Kosovo mit niedersächsischer Eloquenz vom Teleprompter abliest, sitzen Hamburgs Grüne schon mal über den Reisekostenformularen für den nächsten Sonderparteitag. Der Salto von „Raus aus der Nato“ zu „Rein in den Kosovo“ gerät eben so manchem zum biographischen Purzelbaum. Ein Gutes hat die Sache: Die Linke darf sich endlich wieder gespalten fühlen. Seltsam nur, daß es rechts so still ist. Liedgut wie „Bomben auf Serbenland“ oder „Ran an den Feind“ mag zwar historisch negativ besetzt sein, doch im Kern hat Volker-out-of-area-Rühe doch jetzt, was er schon immer wollte. Nur eben nicht länger das Sagen. Aber wir haben ja Andreas Elsholtz, der auf Pro 7 in „Jets – Leben am Limit“ einmal die Woche vorführt, was ein Tornado so alles kann. Eine ganze Menge nämlich, galt er seinerzeit bei der Beschaffung ob seiner Multifunktionalität doch als „eierlegende Wollmilchsau“. Womit wir wieder beim Thema Ostern wären. Da darf das obligate Faustzitat nicht fehlen. Also dann: „Vom Eise befreit ...“ Aber ob nun Eissprung oder Eisprung – eigentlich einerlei, Hauptsache es ist ein Ei drin. Oder, wie schon Napoleon wußte: „Wer ein Omelett machen will, muß Eier zerschlagen.“ So wie's aussieht, hat er wohl recht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen