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Seventysomethings

■ Chicka Chung: die Son-Legenden Vieja Trova Santiaguera lassen nichts aus

Erklären Sie mal Ihrer Oma den Son. „Der Rhythmus des Son ist stark synkopiert mit einem chicka-CHUNG-Puls als Basis“, schreibt der Musikologe John Storm Roberts. Klingt einfach, ist aber fast so kompliziert, als wollten Sie die alte Dame davon überzeugen, das auch „Seventysomethings“ noch zu ausladenden Hüftbewegungen fähig sind. Also doch lieber zum Anschauungsunterricht am Freitag in die Fabrik. Denn die Herrschaften der Vieja Trova Santiaguera lassen vom chika-CHUNG bis zum Hüftschwung nichts von dem aus, was dem Son in den letzten Jahren zu seinem ebenso späten wie guten Ruf verholfen hat. Und das bei einem Durchschnittsalter von weit über Siebzig.

Aber was dem nordamerikanischen Senior sein Fernsehpriester, ist dem kubanischen sein Son-Repertoire. Zum Showdown von Miguel Matamoros' El Paralitico (Der Gelähmte) fliegen die Krücken in den Orchestergraben und der klapprige Clavespieler Reinaldo Creagh Verane darf eine schmucke Landsfrau übers Bühnenparkett schieben. Das Stammpublikum des 3001-Kino kennt die Szene bereits. Denn das betagte Quintett aus Santiago de Cuba war der alleinige Star von Sonia Dolz' Dokumentarfilm Lagrimas Negras. Zwischen greisem Machismo und Kampf mit der Abendgarderobe gaben die fünf Musiker hier eine rundweg entzückende Vorstellung.

Und so steht zu befürchten, daß es unter den kubanophilen Mitdreißigern heute abend zu Backstreet Boys-ähnlichen Tumulten kommt, wenn die Herren um Bandleader Reinaldo Hierrezuelo die Bühne betreten. Letzterer darf übrigens als Ex-Mitglied von Los Compadres und des Cuarteto Caney getrost in die Top Ten der lebenden kubanischen Musiklegenden eingereiht werden. Christoph Twickel

Fr, 9. April, 21 Uhr, Fabrik

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