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KommentarBöser Verdacht

■ Kosovo: Wo sind die verschwundenen Flüchtlinge?

Serbische Armee- und Polizeikräfte im Kosovo haben seit Dienstag die wichtigsten Grenzübergänge nach Albanien und Makedonien gesperrt und vermint. Allein am Grenzübergang in die albanische Stadt Morini wurde ein 30 Kilometer langer Strom von rund 80.000 Menschen von den serbischen „Sicherheitskräften“ mit vorgehaltener Waffe gestoppt. Warum?

Es gibt drei mögliche Gründe, warum Milošević nach der Vertreibung von rund einer Million Albanern derzeit kein Interesse an der Fortsetzung des Flüchtlingsstroms und einer völligen Entvölkerung des Kosovo haben könnte. Zum einen haben die Flüchtlingsbilder der letzten zwei Wochen in den meisten Nato-Staaten – insbesonders in den USA – die öffentliche Unterstützung für die Luftangriffe verstärkt. Bilder können mächtig sein. Und den Sprechern von Nato, Pentagon und Hardthöhe diente die Flüchtlingskatastrophe – angesichts der bislang nicht erreichten militärischen und politischen Ziele der Luftangriffe – dazu, um die Eskalation der Angriffe zu begründen.

Zum zweiten braucht Milošević die kosovo-albanischen Zivilisten weiterhin als Schutzschild für seine Truppen gegen die Nato-Luftangriffe. Und drittens paßt die Aufforderung an die 80.000 Fluchtwilligen am Grenzübergang Morini, in ihre Dörfer zurückzukehren, zu Belgrads Darstellung, bis zum Ende des orthodoxen Osterfestes gelte eine einseitige Waffenruhe. Doch wo sind diese 80.000 Menschen jetzt?

Für das UNHCR jedenfalls sind sie seit Mittwoch morgen spurlos verschwunden. Nur die Nato kennt ihren Aufenthaltsort – dank der von den USA betriebenen Satelliten, mit denen das gesamte Kosovo überwacht und fotografiert wird – rund um die Uhr und auf den Quadratmeter genau. „Wir wissen alles“, brüstete sich Scharping mehrfach in den letzten zwei Wochen. Doch jetzt schweigen Scharping und seine 18 Amtskollegen.

Solange die Nato-Regierungen ihre Informationen nicht offenlegen, nähren sie einen bösen Verdacht: Die 80.000 Menschen wurden nicht in ihre Dörfer zurückgebracht, sondern in jene Gebiete, die nach in Belgrad seit langem kursierenden Plänen für eine Teilung des Kosovo für die Albaner übrigbleiben sollen. Einer Teilung, die irgendwann in den nächsten Wochen zwischen Milošević und der Nato offiziell besiegelt und der Welt als „Friedensabkommen“ für das Kosovo verkauft wird. Andreas Zumach

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