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„Umweltverbände stehen auf unserer Seite“

■ Interview mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft naturnahe Waldwirtschaft

Sebastian von Rotenhan ist Großgrundbesitzer, CSU-Landtagsabgeordneter und engagierter Verfechter des FSC-Siegels. Die Arbeitsgemeinschaft naturnahe Waldwirtschaft (ANW), deren Vorsitzender er ist, hat die deutschen FSC-Richtlinien mit erarbeitet. Noch in diesem Jahr, so jedenfalls hofft der Baron, werden seine 1.300 Hektar Wald mit dem FSC-Siegel ausgezeichnet.

taz: Was erwarten Sie sich von diesem Gütezeichen?

Sebastian von Rotenhan: Ich sehe, daß es vor allem in Kanada und Skandinavien einen internationalen Zertifizierungsprozeß gibt, den wir in Deutschland gar nicht aufhalten können. Deshalb tun wir gut daran, uns daranzuhängen, sonst kommt nämlich der Tag, wo sie bei OBI zertifiziertes Holz aus Schweden kaufen und deutsches nicht mehr abzusetzen ist. Ich habe einen Kunden, der aus meinem Holz Tapetenrollen für Großbritannien produziert. Das geht für ihn inzwischen nur noch mit FSC-Siegel. Für mich hat die Zertifizierung also vor allem betriebswirtschaftliche Gründe.

Und welche ökologische Bedeutung hat das Siegel für Sie?

Wir machen seit langem guten, naturnahen Waldbau. Dafür könnten wir uns selbst loben. Aber was zählt, ist die Überprüfung von außen durch unabhängige Zertifizierer. Das Siegel ist für uns eine Bestätigung, daß unser Wald seine ökologischen Funktionen, von der Artenvielfalt bis zum Grundwasserschutz, erfüllen kann.

Teilen Sie die Befürchtung der Waldbesitzerverbände von einem Eingriff des Naturschutzes in Eigentumsrechte?

Nein. Die Zertifizierung ist freiwillig; wer nicht mitmachen will, muß nicht. Auf der anderen Seite kann ich mich als Grundbesitzer bei der Bewirtschaftung meines Waldes freiwillig zur Einhaltung bestimmter Regeln verpflichten. Die Angst der Waldbesitzerverbände ist, daß sie alle Umweltverbände auf unserer Seite wissen, und es ist ihnen klar, daß diese bei den Verbrauchern eine weit höhere Glaubwürdigkeit haben als Forstleute.

Macht es Sinn, deshalb ein Konkurrenzsiegel aufzubauen?

Konkurrenz belebt das Geschäft; das bessere Siegel wird sich auf dem Markt durchsetzen. Dazu muß es klare und nachprüfbare Kriterien haben, sonst wäre es nur ein billiges Herkunftszeichen. Wir haben solche Kriterien erarbeitet, die europäischen Waldbesitzerverbände sind noch nicht soweit. Sie halten eine Zertifizierung auf regionaler Ebene ohne große Vorgaben für den Einzelbetrieb durchaus für machbar. Ich halte es für Quatsch.

Aber ist die einzelbetriebliche Zertifizierung nicht viel zu teuer?

Wenn man das im Rahmen der Genossenschaften macht, zu denen sich Waldbauern ja für manche Aufgaben zusammenschließen, dann liegen die Kosten bei zwei bis drei Mark je Hektar. Und das alle 10 Jahre. Mich kostet, auf‘s Jahr gerechnet, die Zertifizierung weniger als mein Beitrag zu meiner Standesvertretung, dem Waldbesitzerverband. Interview: Leo Frühschütz

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