piwik no script img

Flüchtlingsrat: Visumsverbot aufheben

■ Die ersten Flüchtlinge kommen heute. Heime sind vorbereitet

In ungewöhnlich scharfer Form hat der Berliner Flüchtlingsrat die Entscheidung der Innenministerkonferenz verurteilt, die es in Deutschland lebenden Kosovo-Albanern faktisch unmöglich macht, ihre zu Kriegsopfern gewordenen Familienangehörigen aufzunehmen. „Eine Regierung, die auf solch inhumane Weise elementare menschliche Grundgefühle mit Füßen tritt, bringt Schande über unser Land“, erklärte der Flüchtlingsrat in einer gestern verbreiteten Erklärung. Wie darin betont wird, sehe der Flüchtlingsrat in einem solchen Beschluß eine „grobe Verletzung menschlicher Grundwerte“ und einen „eklatanten Bruch unserer Verfassungsgrundsätze“.

Der Flüchtlingsrat erwartet darum eine sofortige Aufhebung des Visumsverbots und eine großzügige Einreiseregelung für Kriegsopfer aus dem Kosovo, die von ihren in Deutschland lebenden Angehörigen aufgenommen werden können. Für ein Land, das sich an einem Militäreinsatz beteiligt, der nach unabhängigen Schätzungen täglich rund 100 Millionen Mark koste, sollten diese zusätzlichen Aufwendungen „Peanuts“ sein.

Die ersten 100 der 220 Flüchtlinge aus dem Kosovo, die Berlin aufnehmen wird, werden heute in Berlin erwartet. Der größte Teil der Flüchtlinge, die am Flughafen Schönefeld um 14.30 Uhr von Mitarbeitern des Deutschen Roten Kreuzes in Empfang genommen werden, sollen in die Gehrenseestraße gebracht werden. Neben diesen 100 Menschen fahren weitere 60 in den Kornmandelweg, 60 in die Tollensestraße. Die Flüchtlinge werden dort jeweils in 1- bis 5-Bettzimmern oder -wohnungen untergebracht.

In den drei Heimen der Somag (Soziale Wohnheimmanagement und Betreuunggesellschaft) in Hellersdorf, Hohenschönhausen und Marzahn waren die Vorbereitungen zur Unterbringung der Kosovo-AlbanerInnen bereits vor dem Wochenende abgeschlossen, auch Kleiderspenden waren schon eingetroffen. Auf die Neuankömmlinge warten eine ärztliche Erstuntersuchung, ein warmes Essen und ein Bett. Und eine ungewisse Zukunft. Denn die Flüchtlinge erhalten eine Aufenthaltsgenehmigung für nur drei Monate. Alles Weitere ist angesichts der sich immer weiter zuspitzenden Situation völlig offen. epd/taz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen