Kommentar: Personalpoker München – Berlin
■ Schuster soll Museumschef werden
Vor einem Dreivierteljahr erst hat er sich nach München verabschiedet, nun ist er wieder da. Sofern der Rat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) zustimmt, wird Peter-Klaus Schuster, derzeit Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, zum 1. August Generaldirektor der Berliner Staatlichen Museen und Direktor der Nationalgalerie in Personalunion.
Das klingt nach Machtkonzentration, soll aber das genaue Gegenteil bewirken. Direktor der Nationalgalerie war Schuster schon, bevor er sich im Juli 1998 gen Süden aufmachte, Generaldirektor wird er jetzt zusätzlich, aber nur als Erster unter Gleichen. Eine Machtfülle wie gegenwärtig unter Schusters Ex-Chef und Vorgänger Dube wird es bei den Staatlichen Museen künftig nicht mehr geben, dafür hat der neue Stiftungspräsident Lehmann seit seinem Amtsantritt im Februar gesorgt.
Und abgesehen davon, daß man damit manchen in München vor den Kopf stößt, Schuster wäre eine gute Wahl. Als Kurator im Zweifelsfall mehr Ästhet als Historiker, hat seine oft sehr subjektive Art auch ihre Vorteile. Schusters Ausstellungen bieten was fürs Auge – außerdem läßt sich hinterher so schön drüber streiten. Über die Gründe für das Münchener Intermezzo kann man nur spekulieren. Zwar hatte Wolf-Dieter Dube ursprünglich vor, noch zwei Jahre dranzuhängen an den Posten des Generaldirektors, doch galt Schuster bereits damals als dessen Wunschnachfolger. Wollte er nicht länger warten? Ist er überhaupt je in München angekommen?
Schusters Zickzackkurs ist bezeichnend für die von Unsicherheit und Machtkämpfen geprägten Verhältnisse, denen SPK und somit auch die Staatlichen Museen in letzter Zeit ausgesetzt waren, dem heillos zerstrittenen Stiftungsrat sei Dank. Auch diesmal könnte es wieder Konflikte geben: Seit der Hessenwahl hat bei den Ländern die CDU/CSU die Mehrheit, im Bund dominieren bekanntlich SPD und Grüne. Unter umgekehrten Vorzeichen war die Stiftung unlängst für ein Jahr vollständig lahmgelegt worden. Schuster ist Kandidat der SPD. Es wäre fatal, wäre dies ein entscheidendes Kriterium. Ulrich Clewing
Bericht Seite 16
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