Union beendet Unterschriftenaktion

■ 5 Millionen Bürger unterschrieben gegen rot-grüne Neufassung des Staatsbürgerschaftsgesetzes. Heute Beschluß des Bundesrates

Bonn (taz) – Die Unterschriftenaktion von CDU und CSU gegen die doppelte Staatsbürgerschaft ist beendet. Jetzt versucht die Union, das Vorhaben der Regierung in letzter Sekunde auf parlamentarischer Ebene zu stoppen. Die Generalsekretäre der Schwesterparteien, Angela Merkel (CDU) und Thomas Goppel (CSU) appellierten gestern in Bonn an den Bundesrat, den Vermittlungsausschuß anzurufen. Dort wird heute über den Entwurf beraten. Der Bundestag hat dem Gesetz bereits zugestimmt. 5 Millionen Bürger hätten seit Mitte Januar bei den Ständen der Union gegen die generelle Hinnahme eines Doppel-Passes für Ausländer und in Deutschland geborene Kinder unterzeichnet, so Merkel. Die Union behalte sich auch den Gang nach Karlsruhe vor, sollte der Bundesrat der erleichterten Einbürgerung zustimmen. CSU-Generalsekretär Goppel erklärte, er stimme „im Grundsatz“ mit Frau Merkel überein, lege aber weniger Gewicht auf den aktuellen Beschluß zum Doppel-Paß. Er habe Bedenken, daß Rot-Grün den generellen Doppel-Paß „doch noch nachschiebt“. Entscheidend für die Verabschiedung des Gesetzes ist die Stimme der FDP, die in Rheinland-Pfalz mit der SPD regiert. Sie hatte sich wie die Union gegen den ersten Entwurf der Regierungskoalition ausgesprochen. Da SPD und Grünen nach der Niederlage bei der Hessenwahl die Mehrheit im Bundesrat fehlt, wurde das Gesetz weitgehend nach den Vorstellungen der FDP verändert. Mit deren Hilfe wollen SPD, Grüne und PDS nun die Reform verabschieden: Ausländer, die mindestens 8 Jahre in Deutschland leben, selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen und nicht vorbestraft sind, könnten dann leichter eingebürgert werden. Kindern von Ausländern, die hierzulande geboren sind, soll eine befristete doppelte Staatsbürgerschaft zuerkannt werden. Sebastian Sedlmayr