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Querspalte

■ Hannibal, Hänschen und die Kavallerie

 Wissen Sie, warum Hannibal 218 v. Chr. ausgerechnet mit Elefanten die Alpen überquerte und Rom angriff? Pferde waren zu teuer. Hannibals Volk, die Karthager, hatte ein paar hundert Jahre vorher die kostspielige Reiterei eingespart. Von den Römern bis zu den Nazis schimpften Eroberer deshalb auf die „karthagischen Krämerseelen“. Jene lachten nur und prägten, wie zur Provokation, ein Pferd vor einer Palme auf ihre eingesparten Münzen.

 Ob Hans Eichel ein solcher Geniestreich einfällt? Er hätte es bitter nötig, denn er muß „mittelfristig“ 50 Milliarden sparen. Eine große Summe. Aber dürfen wir von Hans Eichel wirklich Großes erwarten? Der Name Hänschen klingt eher nicht danach, Eichel, unter den Hülsenfrüchten und sonstwie nicht gerade gewaltig, auch nicht. Hans Eichel wird eine „kleinteilige Lösung“ präsentieren. Hier ein Tausender bei Subventionen und beim Auswärtigen Amt, dort eine Milliarde bei den Sozialausgaben.

 Wehmütig erinnern wir uns an Eichels Vorgänger. Mehr als die kleine Lösung lag Oskar Lafontaine der große Wurf. LaFo wollte gleich die ganze Globalisierung und Gerhard Schröder obendrein einsparen. Dafür war er auch mehr als Finanzminister, nämlich Superminister und Schatzkanzler gar. Ob Oskar aus der Tonne oder Hänschen klein: aus der Geschichte lernen heißt sparen lernen. Die BRD spart sich also den kompletten Verteidigungshaushalt (47 Milliarden, paßt beinahe!) inklusive Minister Scharping und Bundeswehr! Dafür zieren in Zukunft Tornado-Flugzeuge mit der Unterschrift „Nato-Partner“ die D-Mark. Umstritten ist in der historischen Forschung übrigens , ob die Karthager den Verwalter ihres Vermögens Finanzminister oder Schatzkanzler nannten. Quellen nennen nur den Begriff „Rab“. Wörtlich aus dem Punischen übersetzt: der Große. Robin Alexander

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