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Kriegsmäßig schwer auf Zack

■ Rugova-Outfit und Refugee-Style: Was uns dieser Sommer an Modetrends bringt

Wer sich gern bunt und locker kleidet, muß in diesem Kriegssommer lange suchen. Die aktuellen Modefarben heißen Senf, Nato, Khaki und Kack. Es gibt Kinderhosen in Tarnfarben und stahlplateaubesohlte Damenschuhe, die aber mindestens das Qualitätssiegel „bodentruppeneinsatztauglich“ aufweisen müssen, ansonsten kommen sie gar nicht erst in den Handel.

Sommerbomberjacken führen die Modellbezeichnungen „Coventry“, „Belgrad“ oder „Scharping“ und sehen genau so aus. Die Schnitte der Herrenoberbekleidung sind überwiegend denen von Nahkampfuniformen und kugelsicheren Westen nachempfunden. Männerunterhosen sind „garantiert stacheldraht-washed“ und haben einen gußeisernen Sackpanzer mit Sicherungsring dran wie bei einer Eierhandgranate. Natürlich gibt's längst auch das T-Shirt mit der jugoslawischen Zielscheibe überm Herz. Die Rückenpartie ziert ein an den Rändern angeschorfter Blutfleck, wahlweise ein angerußtes Loch, Marke: glatter Durchschuß. Ja, die Modebranche zeigt sich kriegsmäßig schwer auf Zack. Ein Ende des Trends ist, Kosovo sei Dank, nicht in Sicht. Und: der Krieg goes Kult.

Letzter Schrei z.B. aus Berlin ist der Ibrahim-Rugova-Look, nur echt mit angefettetem Nackenhaar und dem unvermeidlichen, leicht gammeligen Rugova-Seidentuch um den Hals, jetzt auch erhältlich in den Duftnoten Puma, Mundgeruch oder Flüchtlingslager (exklusiv beim „InZEßt-Versand“, Berlin). Dazu gehört natürlich das verschlissene Rugova-Jackett über dem möglichst verbotenen Rugova-Pullunder, für dessen Farben gilt: je albanischer, desto hipper.

Fast schon wieder out und zumindest in den Großstädten so gut wie vergriffen: die Halbbrille, Modell Oberstudienrat. Bodo Hombach trägt eine seit den 70ern und seit seinem ganz persönlichen Kriegseintritt auch der aktuelle Außenminister. Gilt deshalb als modisches Accessoire der cooleren Sorte und ist besonders im gymnasialen und studentischen Milieu angesagt. Seit kurzem trägt man zur Halbbrille (auch mit pittoresk gesprungenem Glas erhältlich) mindestens ein rotgefärbtes Ohr. In einige Hamburger Clubs kommt man ohne schon gar nicht mehr rein. Sehr angesagt zur Zeit im nordöstlichen Niedersachsen ist der Refugee-Style. Das heißt: Aussehen wie ein Kosovo-Flüchtling, also lumpige Klamotten an (gibt's in jeder DRK-Kleiderkammer) und immer ein bißchen Schlamm an den Schuhen haben. Ein unbedingtes Must, jedenfalls für die Jungs, ist auch der Drei- bis Elftagebart und das (natürlich wieder abwaschbare) UÇK-Tattoo. Die Girls sind unfrisiert, tragen löchrige Fußlappen und wadenlange schwere Röcke mit nichts drunter. Sehr schick dazu: Kopftuch und Schürze. So ausstaffiert geht's dann zu McDonald's oder in die Disko, und zwar in Decken gehüllt und unter regendichten Plastikplanen hockend auf dem Anhänger eines Treckergespanns. Ganze Cliquen gehen so an den Wochenenden gemeinsam „auf die Flucht“. Ein irrer Spaß, vor allem wenn unterwegs „Nato-Alarm“ gegeben wird und alle in Deckung gehen müssen. Die Polizei freut sich auch. „Seit die jungen Leute gemeinsam mit dem Trecker zum Tanzen fahren und nicht mehr jeder im eigenen Wagen, haben wir an den Wochenenden deutlich weniger Kollateralschäden durch die Disko-Raser.“ Na bitte. Und die Umwelt schont's schließlich auch.

Fritz Tietz

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