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„Ich hatte Todesangst“

■ Auszüge aus dem Protokoll der Aussagen des Ghanaers Jael Boateng über seine Mißhandlung

Jael Boateng hat ausgepackt. Mehr als zehn Monate nach dem „schlimmsten Erlebnis meines Lebens“ ließ er sich überzeugen, vor der Staatsanwaltschaft auszusagen. Weil er „Angst hatte“, so der Ghanaer heute, hätte er sich nur Freunden, nicht aber der Polizei anvertraut. Boateng:

„Ich hatte das Gefühl, mir würde keiner helfen. Und die Polizei würde mir nicht glauben, weil es auch Polizisten waren, die mich mißhandelt haben. Ich bin ein Schwarzer und deswegen hätte sich die Polizei sowieso nicht um mich gekümmert“.

Nach den Aussagen des 28jährigen haben sich die rassistischen Mißhandlungen Ende Januar / Anfang Februar dieses Jahres folgendermaßen abgespielt:

„Ich bin nachmittags verhaftet worden, weil ich ein paar Gramm Marihuana bei mir hatte. Um meine Personalien festzustellen, wurde ich auf die Polizeiwache in der Kirchenallee gebracht. Nach ein paar Stunden konnte ich wieder gehen. Und als ich aus der Wache rauskam, stand da ein metallic-blaues Privat-Auto, an dem ein Polizeibeamter stand. Er forderte mich auf, einzusteigen, damit ich ihm zeige, wo ich das Marihuana gekauft habe“.

Nachdem er sich auf die Hinterbank des Wagens gesetzt habe, sei der Polizist losgefahren und hätte am Glockengießerwall kurz angehalten. Ein Beamter in Zivil stieg zu und setzte sich direkt neben Boateng. Durch den alten Elbtunnel sei es dann auf Umwegen in Richtung Freihafen gegangen. Boateng:

„Während der Fahrt legte der Polizist in Zivil die Hände auf meinen Oberschenkel und fuhr mit der Hand immer auf und ab. Mit der anderen Hand hat er seinen Reißverschluß geöffnet und seinen Penis herausgeholt. Dann hat der Fahrer aus dem Handschuhfach Gleitcreme herausgeholt.

Am Eurokai hielten wir vor einem Container an. Dort sind wir ausgestiegen und ich mußte mit ihnen in den Container gehen. In dem Container sollte ich mich ausziehen, obwohl ich schon auf der Polizeiwache durchsucht worden war. Als ich gesagt habe, daß ich das nicht will, hat der uniformierte Polizist seine Pistole gezogen und auf mich gezielt. Dann mußte ich sogar noch meine Unterhose ausziehen.

Der Polizist in Zivil stand neben mir, und jetzt sollte ich mich mit dem Rücken zu ihm drehen und auf den Boden knien, weil er mit mir Sex haben will. Da habe ich mich gewehrt und der uniformierte Polizist hat mich runtergedrückt. Ich habe gedacht, erst will mich der eine vergewaltigen und danach der andere. Als ich mich gewehrt habe, hat der uniformierte Polizist mich mit der Waffe niedergeschlagen. Ich bin zu Boden gestürzt. Dann hat der Polizist wieder die Waffe an meinen Kopf gehalten. Ich habe gedacht, jetzt bringt der mich um.

Ich hatte Todesangst. Ich tat, als wenn ich bewußtlos wäre. Dann hörte ich ein metallisches Klicken, so, als ob jemand eine Waffe abdrückt. Sie haben gesagt, ich solle aufwachen. Und wenn ich nicht aufwache, bringen sie mich um. Dann war da ein Lichtstrahl und sie haben gesagt: Ey, laß uns verschwinden, da kommen Leute. Als ich die Augen aufmachte, waren sie weg.“

Boateng ist dabei sicher, bei einer Gegenüberstellung zumindest den Zivilpolizisten identifizieren zu können: „Hundertprozentig würde ich den wiedererkennen“.

mac  (zitiert nach

Panorama und HH 19)

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