: „Liebe taz...“ Peitschenhiebe statt Gastfreundschaft
■ Betr.: „Nur nicht rumsitzen“, taz vom 5./6. Juni 1999
Abass lebt seit Sommer 1998 im Untergrund versteckt und bangt dort um sein Leben. Nur wenige Menschen können sich vorstellen, was das bedeutet. Ich kenne Abass aus der Zeit vor seinem Verschwinden, und er war mir steht's ein guter Freund. Er bereicherte mich nicht nur durch seine Freundschaft, sondern auch über lehrreiche Lebenserfahrungen aus Afrika. Er ist ein Mensch mit einem großen Herzen, der von einem in das andere Unglück gestürzt ist. Die Verantwortlichen in Bremen kümmert das jedoch wenig.
Borttscheller und Perschau halten Abass immer noch für einen Verbrecher und unser engagierter Bürgermeister Henning Scherf malt sich lieber grün-weiß an, als daß er sich um das Weiterleben unseres Mitmenschen bemüht. Innensenator Borttscheller gibt dann offenkundig preis, daß aufgrund seiner Ausländerpolitik kein Ausländer schlaflose Nächte erleiden müsse. Abass schläft kaum und leidet stark. Der Togoer, der sich vor mehr als einem Jahr aus Angst vor seiner Abschiebung aus dem Fenster stürzte und starb, tat dies nach Borttscheller wohl nur, weil ihm 1. in Togo nichts drohte, und 2. sein Geist völlig ausgeglichen war. Sollen wir darauf warten, bis Abass ähnliches tut?
Warum muß man ihn nach „law and order“ seinen Häschern ausliefern? Die Länderberichte aus Togo wurden schon einmal manipuliert. Läßt das keinen Zweifel zur hiesigen Rechtsprechung zu? Abass ist ein Mensch, der unsere Hilfe braucht. In meinen Augen ist er das, was man einen Helden nennen darf. Er rettete sich und seinen Bruder Ibrahim vor dem sicheren Tod in Togo und empfing hier statt Gastfreundschaft Peitschenhiebe der Ausländerbehörde. Er hielt und hält all dieses aus. Er kann kaum schlafen und lebt mit der Angst, psychisch verrückt zu werden. Und weiterhin besteht sein Glaube an Gott. Von dessen Wille sich die CDU in ihrem Parteiprogramm leiten lassen will. Wir müssen Zeichen setzen. Ich bitte um Gerechtigkeit für meinen und unseren Freund Abass. Paul Bruns (16), Projekgruppe „Ibrahim soll bleiben – sein Bruder Abass auch“
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