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■ StandbildGefühls-TV

„Dieter Thomas Heck“, Sonntag, 20.15 Uhr

Kinder, was sind das für Zeiten! Michael Holm singt im Duett mit Guildo Horn, Harald Schmidt gesteht, daß Dieter Thomas Heck sein großes Vorbild ist, und der bekennt sich im Gegenzug zu allabendlicher Schmidt-Show-Rezeption. Im Fernsehen der späten 90er paßt längst alles zu allem: Bernd Clüver zur Kelly-Family, Katja Ebstein zu Hannelore Kohl, Wolfgang Petry zu Claus Seibel.

Ein wunderbar rührseliges Gefühlsarrangement hatte das ZDF seinem „größten Kommunikator“ (Intendant Stolte) zum 30. Bühnenjubiläum angerichtet. Nur einer war völlig fehl am Platze: Frank Elstner, der Moderator des Abends. Bedrückend, wie er gegen jede Showregel versuchte, Hecks spontane Gefühlsausbrüche („Du darfst jetzt nicht aufstehen, du kannst sie hinterher alle noch begrüßen“) zu kontrollieren. Ab und zu stürmte der Jubilar dennoch einfach die Bühne, umarmte Gratulanten und sprach eigenmächtig sonore Worte in die Kamera.

Dieter Thomas Heck hat sich auf seine ganz persönliche Art um das Showfernsehen verdient gemacht. Er hat Schlager angesagt, als ginge es bei der „Hitparade“ um Leben und Tod, und mit Schlagerweisheiten Geld für den Frieden gesammelt. Bei jedem Auftritt war er zugleich der große Moderator und seine eigene Persiflage. Sicher wußte er um seine Wirkung. Klugerweise ist er diesem Stil treu geblieben. Man hätte ihm, der mit der ZDF-Erinnerungshow „Das ist Ihr Leben“ einmal selbst großes Gefühlsfernsehen hergestellt hat, für diesen Abend einen kongenialen Moderator gewünscht: Bei den bekennenden Heck-Fans Hape Kerkeling oder Harald Schmidt wären Hecks Tränen der Rührung sicher besser aufgehoben gewesen.

Klaudia Brunst

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