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Aus für Beratungsstellen?

■ SPD und Grüne wollen Caritas nicht mehr mit einer halben Million Mark finanzieren

Sowohl SPD als auch die Grünen wollen, daß der Senat die sechs katholischen Familienberatungsstellen, die unter anderem auch Schwangerschaftskonfliktberatungen durchführen, zukünftig nicht mehr finanziert.

Da die Bescheinigungen laut Bischofskonferenz zukünftig einen Zusatz erhalten, daß diese nicht zur Durchführung straffreier Abtreibungen verwendet werden dürften, entsprächen sie nicht den gesetzlichen Voraussetzungen für einen Schwangerschaftsabbruch, argumentierte die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Ulrike Neumann. Für den gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen, Bernd Köppl, ist die neue Regelung, „als ob ein Arzt ein Rezept ausstellt und zugleich darauf vermerkt, daß dies nicht zum Empfang von Medikamenten berechtigt“.

Die sechs Beratungstellen der Caritas und des Sozialdienstes Katholischer Frauen, die neben Schwangerschaftskonfliktberatungen auch zum Thema Kindererziehung und Verhütung beraten, bekommen jährlich 500.000 Mark Zuwendung von der Gesundheitsverwaltung. Beide Parteien wollen eine komplette Kürzung der Finanzen, da das derzeitige Bundesgesetz zum Schwangerschaftsabbruch vorsieht, daß eine Beratungsstelle sowohl Konfliktberatungen als auch Familienplanung durchführen muß. „Wir wollen kein gespaltenes Bundesgesetz“, sagte Köppl. Die Grünen haben deshalb dazu einen Antrag ins Abgeordnetenhaus eingebracht, die SPD-Fraktion will darüber nächste Woche beraten.

Die Gesundheitsverwaltung wollte sich gestern dazu nicht äußern, ob sie die Caritas weiter finanzieren wird. Allenfalls, so der Sprecher von Gesundheitsenatorin Beate Hübner (CDU), würden zwei bis drei Prozent des Etats gekürzt. Denn nur diese würden den Anteil der Schwangerschaftskonfliktberatungen entsprechen.

Julia Naumann

Siehe auch Seite 6

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