■ Für den elektronischen Coffeetable: The Best in Visualizing Bleeps, Plinks and Plonks

Bis vor kurzem hieß Techno-Cover-Kunst noch einfach Techno Style. Jetzt heißt dieselbe Sache Disc Style. The Graphic Arts Of Electronic Music And Club Culture. House Techno Electro Triphop Drum'n'Bass Big Beat. Womit bereits angedeutet ist, was sich zwischen dem ersten, von Martin Pesch und Markus Weisbeck edierten Prachtfolio mit den besten Techno-Plattenhüllen, und dem jetzt erschienenen Nachfolger (Edition Olms, 250 Seiten, 49,80 DM) getan hat: Ein Design, das „relatively homogenous“ war, wie die Herausgeber im Vorwort schreiben, hat sich, parallel zur Subgenrefizierung des Oberlabels, zur Weiterentwicklung der Software und der Kreativität ihrer Anwender, diversest aufgefaltet. Dabei wurde der Weg von der Abstraktion zur Konkretion mehrmals, auch rückwärts und kreuzweise, beschritten: Planquadrate pixeln Plattenspieler bei Yves Deruyter. Gerenderte Monster entsteigen der Tiefe des Digitalen bei einem Cover für No U Turn. Fleischfarbene Techno-Kugeln mutieren zu brustartigen Gebilden mit graphisch interessanten Brustwarzen bei Felix Reidenbachs Arbeit für Whirlpool Productions. Aber auch: Techno wird Porträtfotografie, Techno Boxed (siehe oben) Angriff der japanischen Trashroboter, Techno goes Holz und, und, und ... Die Auswahl kann und soll hier nicht kritisiert werden, weil selbst die Herausgeber sich nur noch mit Mühe einen Gesamtblick verschaffen konnten. Verdienstvoll die Übersichtsgraphik zum Eingang, die allerdings vermuten läßt, daß der nächste The-Cover-Art-of-Titel im Felde Techno noch um einiges länger ausfallen wird. Also kaufen, bevor es zu spät ist! Ian Anderson – nein, nicht der Sänger von Jethro Tull, sondern der Gründer von The Designers Republic, „des bedeutendsten Grafik-Studios, wenn es um die Visualisierung von Beats, Sequenzen, Plinks und Plonks“ (Verlagswerbung) geht – hat ein zusätzliches Geleitwort beigesteuert. Aufgeschlossene Kulturredaktionen sollten den Artikel übrigens schon aus praktischen Gründen erwerben: Ganze Artikelserien über abstrakt gewordene, sog. elektronische Lebensaspekte lassen sich damit graphisch bebildern. tg