piwik no script img

Billig pauken mit Beamten

Gutachten der Schulbehörde: Angestellte sind konstengünstiger als Beamte. Dennoch will Hamburg LehrerInnen wieder verbeamten  ■ Von Karin Flothmann

Unterm Strich sind Angestellte billiger für Hamburg als Beamte. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten im Auftrag der Schulbehörde, das gestern präsentiert wurde. Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD) fühlte sich denn auch darin bestärkt, „daß wir in Hamburg richtig liegen“. Immerhin werden neue LehrerInnen in der Hansestadt seit zwei Jahren nur noch als Angestellte beschäftigt.

Dennoch wird die Stadt nicht umhinkommen, ihre LehrerInnen künftig wieder zu verbeamten. Denn die Konkurrenz ist groß: Ab dem nächsten Schuljahr will Schleswig-Holstein seine Lehrer wieder verbeamten, in Niedersachsen ist dies schon gängige Praxis. Hamburger Junglehrer zieht es deshalb ins Umland. Denn netto verdient ein Beamter rund 700 bis 1000 Mark mehr als sein angestellter Kollege.

Frühstens im Jahr 2000, so Raab, ist in Hamburg mit der Wiedereinführung zu rechnen und nur unter modifizierten Bedingungen. Denn das differenzierte Gutachten der Verwaltungswissenschaftlerin Gisela Färber aus Speyer zeigt auch auf, wann sich der Beamtenstatus rechnet. Rund 30 Jahre, so ergaben Färbers Recherchen, verbringen Hamburger Lehrer an der Schule. Auch ihre „Ruhegehaltsphase“, also die Zeit, in der die Pension ausgezahlt wird, beträgt rund 30 Jahre – inklusive der Zeit, in der Witwe oder Witwer Ansprüche auf Versorgung haben.

446 Millionen Mark zahlt Hamburg zur Zeit pro Jahr seinen rund 7000 pensionierten Lehrern. Diese Zahl wird steigen. Schon ab 2001, so Raab, kann die Stadt rund 660 neue Lehrer pro Jahr einstellen, da alte aus dem Schuldienst ausscheiden. Ab 2005 erhöhen sich die Neueinstellungen auf etwa 850 pro Jahr. Die Stadt Hamburg kommt hier nur auf ihre Kosten, wenn sie „nachhaltiger wirtschaftet“, sagt Färber. Bei männlichen Lehrern hat sie „einen leichten Kostenvorteil“ ausgemacht, wenn sie verbeamtet sind. Frauen kommen als Angestellte aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung dem Staat günstiger. Je jünger das Einstellungsalter und je länger die Lebensarbeitszeit an der Schule, desto attraktiver wird wiederum der Beamtenstatus.

Schulsenatorin Raab zog angesichts dieser Fakten gleich ihre Schlüsse: „Interesse der Politik muß es sein, die Lebensarbeitszeit von Lehrern zu erhöhen.“ LehrerInnen müßten früher in ihren Beruf einsteigen können, was mit einer Reform der Ausbildung einhergehen sollte. Denn lange Studiendauer und Wartezeiten auf das Refrendariat behindern den frühen Berufseinstieg derzeit beträchtlich.

Außerdem müßte sich die Verweildauer im Beruf verlängern. Soll sich die Lebensarbeitszeit von Lehrern erhöhen, so müßten jedoch auch Anreize geschaffen werden. Diskutiert werden sie schon: Die Schulbehörde denkt etwa daran, von der automatischen Beförderung nach Dienstalter abzurücken. Erhöhungen des Lehrersolds könnten künftig statt dessen von den Leistungen eines Pädagogen abhängig gemacht werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen