: Unterm Strich
Blasen für Touris: Ähnlich wie vor dem Buckingham Palast in London soll auch die musikalisch untermalte Wachablösung vor dem römischen Quirinalspalast eine touristische Attraktion werden. Mit Militärkapellen und einer feierlichen Zeremonie an jedem Sonntag nachmittag soll laut Medienberichten der „erste Palast der Republik“ interessanter gemacht werden, so Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi am Wochenende. Zum Auftakt gab es Marschmusik und Werke von Giuseppe Verdi und Franz Schubert auf dem Platz im Zentrum Roms. Das Beispiel könnte Schule machen: Auch der Papst überlegt, ob er nicht als Geldquelle für den Vatikan singende Mönchschöre auf den Petersplatz schickt.
Der zukünftige EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti will noch vor Ende des Jahres ein Verbot der deutschen und österreichischen Buchpreisbindung erreichen. Das berichtete gestern die Berliner Zeitung. Am Rande eines Treffens der neuen EU-Kommission in der belgischen Stadt Aartselaar sagte Monti der Zeitung, der noch amtierende Kommissar Karel Van Miert habe die Entscheidung „vorzüglich vorbereitet“.
Zwar gebe es noch andere wichtige Wettbewerbsfälle, die demnächst entschieden werden müßten. Er hoffe aber, die neue EU-Kommission noch vor Jahresende mit der Buchpreisbindung befassen zu können, betonte Monti. Er unterstütze Van Mierts Ziele. Er sei „nicht davon überzeugt, daß ein Kartell, das die Preise für Bücher höher hält, als sie es sonst wären, zur Kultur beiträgt“, sagte Monti.
Monti, der im September von Van Miert das Amt des Wettbewerbskommissars übernimmt, erinnerte daran, daß es lange Verhandlungen zwischen der alten Wettbewerbsdirektion und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels gegeben habe. Van Miert habe viel Flexibilität gezeigt, als er angeboten habe, die Preisbindung auf bestimmte Bücher von tatsächlichem kulturellem Wert zu beschränken. Der Börsenverein habe dies aber abgelehnt.
Die freudige Kampfbereitschaft des kommenden Kommissars wird unseren Staatsminister für Kultur, Michael Naumann, nicht sehr freuen. Der hatte nämlich am Wochende noch siegesbewußt verkündet, er sei sich ganz sicher, daß Monti sich nicht auf eine solche „Schlacht“ einlassen werde.
Aber auf dem deutschen Buchmarkt herrschen zur Zeit ganz andere Aufregungen: Alle warten auf das Enthüllungsbuch von Oskar Lafontaine. Er wird auspacken, hört man vom Econ-Verlag, der sein Buch zur Frankfurter Buchmesse herausbringen wird. Er wird uns allen alles sagen, was er dem Kanzler, mit dem er seit seinem sprunghaften Rücktritt nicht gesprochen hat, nie gesagt hat. Aber erst im Oktober. Davor „kein Sterbenswörtchen“ aus dem Buch, erklärte der Verlag.
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