Kommentar: Abgefeimt
■ Polizei verfolgt Kriegsflüchtlinge
Zwei Dutzend Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo halten sich „illegal“ in Bremerhaven auf. Ein Skandal! Die Behörde muß sofort ermitteln. Schließlich droht der Seestadt der Verlust der inneren Sicherheit. Handelt es sich doch um Kriminelle, die strafrechtlich verfolgt werden müssen.
Dieses Verhalten der zuständigen Köpfe in der Seestadt ist schlichtweg lächerlich – und kontraproduktiv. Tatsache ist, daß Staatsanwaltschaft und Gerichte völlig überlastet sind. Auch die Kriminalpolizei kann sich nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Trotzdem haben die Verantwortlichen nichts Besseres zu tun, als sich noch mit „illegalen“ Kriegsflüchtlingen zu beschäftigen. Wiehert da der Amtsschimmel? Man glaubt es kaum. Denn wer sich selbst derartig ins eigene Knie schießt, verfolgt ein klares Kalkül. Und das kann in diesem Fall nur sein: Schikane, damit die Menschen schnell wieder in den Kosovo verschwinden. Das ist, nach Bombenwürfen und Vertreibungen, abgefeimte Schikane.
Daß in Bremerhaven gewisse Kreaturen das Ausländergesetz derart auslegen können, ist der zweite Knackpunkt. Die gesetzlichen Bestimmungen, die es zulassen, daß vom Krieg gezeichnete Menschen auch noch auf dem rettenden Schiff als „Illegale“, als Verbrecher behandelt werden, diese Bestimmungen sind grotesk. Und sollten baldigst geändert werden. Jens Tittmann
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