„Nicht mehrheitsfähig“

■ PDS-Fraktionsvize Christa Luft will klassische Sozialdemokratie, nicht SPD-Kompatibilität

taz: Will sich die PDS mit dem 12 Punkten Gysis jetzt fein machen für die SPD?

Christa Luft: Wenn man nicht nur in der Ecke rummotzen will, dann muß man sich verhandlungsfähig und auch kompromissbereit zeigen. Mir scheint aber die Fläche, wo man versucht, kompatibel mit der SPD zu werden, bei Gysi eher groß. Das wird in der PDS nicht mehrheitsfähig sein.

Läutet Gysi das Ende der Fundamentalopposition ein?

Fundamentalopposition ist im politischen Alltag wenig hilfreich. Ich sehe aber keine Notwendigkeit, sozialdemokratischen Positionen nachzulaufen, es sei denn denen, die die klassische Sozialdemokratie ausgezeichnet haben. Soziale Gerechtigkeit kann die SPD nicht für sich allein pachten.

Gehört Lafontaine für Sie zur klassischen Sozialdemokratie?

Ja.

Gysi redet davon, dass flexible Arbeitszeiten wichtiger seien als Lohnerhöhungen.

Den Satz würde ich so nicht unterschreiben.

Wie stehen Sie zu Gysis Forderung, eine zweite, private Säule der Alterssicherung aufzubauen?

Ich glaube, die Altersvorsorge sollte zuerst auf gesetzlicher Vorsorge beruhen. Private Altersvorsorge kann von mir aus die fünfte oder sechste Säule sein, aber nicht einmal die zweite.

Viele Parteimitglieder wollen keine zweite SPD. Wird diese Diskussion die Partei zerreißen?

Ich würde mir sogar noch mehr Papiere zu so einer Diskussion wünschen, aber kein Papier sollte einen Absolutheitsanspruch erheben. Die Zeiten, als irgendein Politbüromitglied etwas vorlegte und dann war das gleich Beschluss, sind glücklicherweise vorbei.

Interview: Heide Oestreich