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„Dressman“ Cesar in Bremen

■ Ex-Libero der brasilianischen Nationalmannschaft in Bremen zum ersten Training und Einkaufsbummel eingetroffen: Geld gibt es nur gegen Leistung

Er kam, genoss den Rummel und fror. Werders Neuzugang Julio Cesar ging einen Tag nach seiner Ankunft erst mal Textilien kaufen. Bei Ex-Werder-Profi Rigobert Gruber wollte sich der aus dem warmen Athen ins kühle Bremen gekommene Brasilianer gestern mit Pullover und Jacken einkleiden. Der 36 Jahre alte Abwehrspieler ist modebewusst. Schon bei Borussia Dortmund galt Cesar als Dressman.

Einen Schönspieler benötigt der SV Werder für seine Abwehr aber nicht, sondern einen zweikampfstarken Arbeiter in der Defensive. „Ich will mithelfen, dass wir keine Gegentore kassieren. Bis ich richtig fit bin, brauche ich noch eine Woche Zeit“, meinte Cesar bei seiner Vorstellung. Im schwarzen T-Shirt und schwarzer Flanellhose, mit Goldkettchen um den Hals und am rechten Handgelenk beantwortete er in einer lockeren und amüsanten Art die Fragen der Medienvertreter. „Ich habe in Griechenland nur in sechs Spielen mitgewirkt, doch die haben wir alle gewonnen“, meinte der Brasilianer über sein Gastspiel bei Panathinaikos Athen und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Sein Einsatz am Samstag im ersten Bremer Saison-Heimspiel gegen den FC Schalke 04 ist unwahrscheinlich. Die Hanseaten haben für ihn noch keine Freigabe aus Athen vorliegen. Der Pokalsieger konnte Cesar auch nur als Vertragsamateur verpflichten, da der Bundesligaverein schon drei nichteuropäische Profis im Kader hat. Deshalb musste der Brasilianer auch Werder-Mitglied werden.

Cheftrainer Thomas Schaaf war von seinem „Oldie“ schon nach den ersten Übungen beeindruckt. „Er bringt die Qualitäten in der Viererkette mit, die wir benötigen. Für unsere jungen Spieler ist er außerdem sehr wichtig, denn er kann Erfahrungen aus seiner langen Karriere weitergeben“, begründete der Magath-Nachfolger die Verpflichtung. Cesar, dem eine gewisse Lässigkeit nachgesagt wird, bekommt in Bremen keine Extras genehmigt. Er wird nach Einsätzen bezahlt. Pro Spiel soll der SV Werder rund 40.000 Mark überweisen.

Der Mann vom Zuckerhut wollte über sein Engagement beim früheren Weltpokalsieger Borussia Dortmund nicht mehr sprechen. „Über die Zeiten in diesem Verein rede ich nicht mehr. Borussia hatte kein Vertrauen zu mir. Ich blicke aber nicht im Zorn zurück“, erzählte Cesar, der bei guten Leistungen schnell zum Publikumsliebling an der Weser werden kann. Bei seinem ersten Training schauten über 600 Werder-Fans zu. So viele Neugierige standen schon lange nicht mehr am Trainingsplatz.

Hans-J. Zwingmann, dpa

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