■ Der Barbier des Tages: Der Hürdensprinter, der ein Vakuum füllt: Colin Jackson (rast auf und ab)
Der Weltmeister über 110-Meter-Hürden denkt keine Sekunde an ein mögliches Ende seiner Karriere. Ein gewisses Etwas vermisst Colin Jackson nämlich noch in dem, was er sein „Medaillenkabinett“ nennt. Ein Vakuum hat er dieses Jahr mit dem Sieg bei der Hallen-WM im japanischen Maebashi gefüllt, jetzt fehlt nur noch das gute Stück für den Ehrenplatz: Olympiagold. „Das ist der nächste Punkt auf meiner Tagesordnung.“
Colin Jackson hält den Weltrekord, zählt seit 1987, als er WM-Bronze in Rom gewann, zur absoluten Weltspitze, hat den Hürdenlauf jahrelang beherrscht und doch erstaunlich wenig gewonnen. Bei Olympia nur eine einzige Medaille, 1988 Silber in Seoul, bei Weltmeisterschaften nach Rom zwar
Jackson Foto: AP
den Sieg 1993 in Stuttgart, aber sonst nur den zweiten Platz in Athen 1997. Dabei sind es gerade diese Veranstaltungen, die den Engländer besonders reizen. „Ich will Titel gewinnen“, sagt er, „es sind die großen Meisterschaften, die im Gedächtnis bleiben.“
Entsprechend glücklich war er nach seinem Sieg am Mittwoch, der selbst für ihn nicht unbedingt erwartet kam. Verletzungen hatten ihn zurückgeworfen und überhaupt werde es „immer schwieriger und härter“, besonders für solch einen „alten Kämpen wie mich“. In Sevilla bewies Jackson, dass er nichts von seiner exzellenten Technik verloren hat. „Wenn ich an der letzten Hürde vorn bin, sind meine Chancen sehr gut.“
Sonst eher eigenbrötlerisch veranlagt, ist Colin Jackson inzwischen sogar so etwas wie der Inspirator des englischen Teams geworden. „Wir hatten zuletzt etwas Schwierigkeiten, Titel zu gewinnen“, umschreibt er vornehm die Misere der von Dopingskandalen erschütterten britischen Leichtathletik. „Ich bin froh, dass ich es war, der es geschafft hat.“ Vor dem Rennen sei er voller Nervosität durch sein Zimmer gelaufen, was ihn dann doch daran denken lässt, die Hürden aufzugeben. „Ich weiß nicht, wie viele Jahre ich dieses Auf- und Abrasen noch durchhalten kann.“
Matti
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