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KommentarHertha BSR

■ Stadtreinigung for President

Unsere Jungs von der Stadtreinigung hätten wohl nie wieder so gute Chancen, die Wahlen zum Abgeordnetenhaus zu gewinnen, wie heute. Mit ihrer „Kehr for you“-Kampangne haben sie innerhalb kürzester Zeit die Berliner für sich einnehmen können. Alle sind begeistert. In Zahlen: Ein Plus von 10 Prozent für die Dosenwegräumer, Kippenentsorger und Besenschwinger. Eine La-Ola-Welle für die BSR. Ach, quatsch! Die BSR ins Abgeordnetenhaus! Raus mit den Seilschaften, jetzt kommen die wahren Saubermänner! Uhh, das wäre eine Freude.

Endlich wird Ernst gemacht mit der alten Forderung: „Die Stadt muss sauberer werden.“ Alles wäre plötzlich so einfach, wenn die Spezialisten, die „Men in Orange“, in der Regierung säßen: Haushalt entrümpeln, Finanzen bereinigen, weiße Weste behalten – ein Kinderspiel.

Die BSR sorgt für den ultimativen politischen Kehraus. Sofort würde eine Kommission den Wortmüll der Abgeordneten entsorgen und ihn auf der ebenso schmutzigen Halde der Geschichte entsorgen. Kein Politiker müsste sich mehr die Hände schmutzig machen. Sag deinem Kumpel ruhig: Bleib sauber, Junge! Mit der BSR an der Macht hätte dieser Spruch wieder einen Sinn.

Allein die Koalitionsverhandlungen. Für ein Bündnis der Großen würde es nicht reichen. An der BSR käme niemand vorbei. Schwarz-Orange oder Rot-Orange, besser Rot-Orange-Grün, die erste Ampel ohne Gelb.

Da schleudern die Parteien Millionen von Mark für Wahlwerbung aus ihren Fenstern, und die BSR macht ihnen vor, wie mit einfachsten Mitteln Menschen überzeugt werden können. Was lernen wir daraus? Müll macht Spaß – Politik nicht. Sie ist langweilig, öde, lebt von abgedroschenen Phrasen. Die Stadtreiniger werben mit „Hertha BSR“. Warum nicht die Sozis mit „Hertha SPD“? Oder „Dirty Momper“? Wäre gar nicht so falsch, seit der Geschichte mit der Putzfrau. Stattdessen: „Um Arbeit muss sich der Chef kümmern.“ Gähn. Und bei der CDU ist es ja nicht besser: „Wir gehen fit ins Rennen“, heißt es auf einem ihrer Faltblätter. Solche Schmuddelphrasendrescher müssen leider draußen bleiben. Unsere Stadt muss sauber bleiben: Wählt BSR. Thorsten Denkler

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