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■ Der Kölner lebt ganz gern mit seinem Kölschen Klüngel

Nach dem Etymologischen Wörterbuch des Großen Duden geht das Wort „Klüngel“ auf das althochdeutsche „clungilin“ zurück, einer Verkleinerungsbildung von „clunga“ – Knäuel. Es bedeutet demnach kleines Knäuel. „Der heutige übertragene Gebrauch des Wortes im Sinne von Clique, Sippschaft, Parteiwirtschaft breitete sich im 19. Jahrhundert vom Raum Köln aus“, so der Duden.

Klüngel – der gehört zu Köln wie Kardinal Meißner oder der Rosenmontagszug: „Wir kennen uns, wir helfen uns.“ Oder, wie es der Kölner Regierungspräsident Antwerpes etwas unfreundlicher beschrieb: „Eine Hand wäscht die andere zu Ungunsten eines Dritten.“

Doch während anderswo laut über Filz und Vetternwirtschaft geklagt wird, lebt der Kölner ganz gern mit seinem Klüngel. Klaus Heugel etwa. „Erfolgreich für Köln zu klüngeln, ist wahrlich keine Schande“, ist auf seiner Wahlkampfhomepage nachzulesen. Denn: „Das hat schon ein Kölner Oberbürgermeister gemacht, der später Bundeskanzler wurde.“

Klüngel sei „ein System von Machenschaften, bei dem man alle in ein Boot holt“, erklärt der emeritierte Soziologieprofessor und Klüngel-Forscher Erwin K. Scheuch. „Wer erfolgreich klüngelt, sieht zu, dass viele Leute Trostpreise kriegen.“

Für den Kölner Kabarettisten Heinrich Pachl ist Klüngel „eine Art Zweikomponenten-Kleber, der öffentliches und privates Interesse miteinander verschweißt“. Der Unterschied zur gemeinen Korruption sei, dass er sich nach außen hin anders darstellt: „Klüngel ist demnach das Erledigen öffentlicher Interessen auf privatem Wege, während Korruption umgekehrt das Erlangen privater Interessen auf öffentlichem Wege ist.“ Der Klüngler könne sich demnach mit seinen Machenschaften geradezu als opferbereiter Diener des Gemeinwohls präsentieren.

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