Er entscheidet nicht, ob „Biene Maja“ läuft

■ Der neue Pro-7-Chef fände es nur von Vorteil, wenn Leo Kirch seine Freude an ihm hätte

Die Chefs mögen wechseln, wie es die Herren wollen, eines zumindest bleibt bei Pro7 verlässlich: die Beteuerungen, dass man nicht allzuviel mit dem Imperium von Leo Kirch zu tun hat. Das kann der neue Chef schon fast genauso gut wie der alte: Dass er der „Gesandte Leo Kirchs sei“, wie überall erzählt wird, will Urs Rohner „eindeutig dementieren“. Da gebe es keinerlei verborgene Verbindungen, sagt er noch extra, der Mann, der ab Februar die Pro7 Media AG führen soll. Allerdings: „Es kann für mich nur von Vorteil sein, wenn Leo Kirch Freude daran hat.“ Schließlich sei der Magnat „der Vater des größten Anteilseigners“ (Thomas Kirch kontrolliert rund 60 Prozent) und „ein wichtiger Geschäftspartner“.

Der scheidende Chef Georg Kofler, der letzthin umfänglich erzählt hat, wie er die Kirch-Kassen gefüllt hat, spricht von „Spekulationen“. Über die Mitteilung zum Führungswechsel ließ er extra schreiben: „Unabhängige Unternehmenspolitik wird fortgesetzt.“

So oft, wie das beteuert wird, dürften die Zweifel kaum ausgeräumt sein, die hartnäckig behaupten, Kofler sei von Kirch abserviert worden, damit Rohner Pro7 in die Kirch-Senderfamilie einbringen könnte, um das Haus mit der geplanten Kirch Media AG neu an der Börse zu platzieren. Die Vita des 39jährigen Zürcher Anwalts tut ein Übriges: Mit Programmen kenne er sich noch nicht recht aus, bekennt Rohner, aber die Pro-7-Herren hätten ihn „sicher nicht ausgesucht, damit ich entscheide, ob ,Biene Maja‘ in unserem Programm läuft“. Da weiß er von anderen Dingen mehr: Als Anwalt war er u.a. mit „Mergers & Aquisitions“ befasst, mit Firmenfusionen und -übernahmen. Zuletzt habe er sich mit Medien- und Kapitalmarktfragen beschäftigt.

Seit Rohners Name auftauchte, wurde er mit Kirchs berüchtigten Schweizer Transaktionen aus den frühen 90ern in Verbindung gebracht. Fest steht nur, dass der Anwalt ein Vertrauter von Stefan Sager ist, der in Kirchs Schweizer Unternehmungen involviert ist, aber für diesen auch bislang hierzulande Pay-TV-Rechte einkaufte. Auch Sager war im Hause Kirch als möglicher Pro-7-Chef im Gespräch, aber für die vermutete Umstrukturierung, die Pro7 und Kabel1 mit Sat.1 zusammenbrächten, ziehe man einen Unbekannteren vor, glauben Beobachter. „Die Beziehung zum Haus Kirch kann Pro7 nur gut tun“, sagt Rohner. „Das sind getrennte Unternehmen“, sagt Kofler, rechnet aber dann hypothetisch vor, wie gut sich Sat.1 und Pro7 ergänzten.

In jedem Fall muss der Neue etwas gegen den schlaffen Börsenkurs von Pro7 tun. Ob da der geplante Newskanal N24 helfen kann, den Rohner wie Kofler im Januar anknipsen will? lm